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Euro ist teuro


Vielgepriesenes Wahrzeichen der Stabilität zerbröckelt

22.07.2012 (fjh)
Mit sogenannten "Starterkitts" wurden die Menschen Ende 2001 auf den Euro vorbereitet. Stabil werde er sein wie die Deutsche Mark (DM), lauteten damals die Versprechungen der Bundesregierung. Gut zehn Jahre später zeigen sich aber deutliche Absetzbewegungen von vollmundigen Verheißungen, die die selben Politiker Wochen vorher noch lautstark verkündet hatten.
Nach dem ehemaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück äußerte am Sonntag (22. Juli) auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rößler Zweifel daran, dass Griechenland weiterhin in der Eurozone zu halten sei. CSU-Politiker hatten den Griechen eine stufenweise Wiedereinführung der Drachme vorgeschlagen. Staatsbeamte sollten ihr Gehalt zunächst je zur Hälfte in Euro und Drachmen erhalten, bevor die Zahlungen dann vollständig auf die frühere griechische Währung umgestellt werden.
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ließ durchblicken, dass Griechenland von ihm keine weiteren Hilfsgelder mehr erhalten werde. Nachdem diese Nachricht am Sonntag (22. Juli) die Runde gemacht hatte, stimmten am Sonntagabend auch Vertreter der Europäischen Union (EU) in diese Töne ein.
Griechenland sei "nicht mehr zu retten", hörten die Bürger nun von denjenigen, die zuvor noch in beschwörendem Ton die Ausgabe gigantischer Milliardenbeträge zur Rettung Griechenlands gefordert hatten. Scheitere Griechenland, dann scheitere damit zugleich auch der Euro, warnte die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
Doch das tönerne Gebäude "Euro" ist schon längst ins Rutschen gekommen. Schließlich fußte sein Fundament auf einer Wirtschaftsstruktur, die sich selbst in grenzenloser Gier verschlungen hat.
Immer mehr Euros gossen Europas Regierende hinein in diesen schmierigen Sumpf, der so allerdings nicht trockenzulegen war. Immer hektischer gossen sie Hunderte von Milliarden nach, weil "die Märkte" sie zur Eile drängten.
Diese "Märkte" bestimmten und bestimmen weltweit die Politik. Sie waren diejenigen, die den Euro verlangt und durchgesetzt hatten, um in einem größeren Währungsraum gigantische Geschäfte ohne ständige Berechnungen zum aktuellen Wechselkurs tätigen zu können.
Gleichzeitig wurde mit Einführung der neuen Währung fast alles teurer. Deswegen verpassten die Deutschen ihr bald schon den Namen "Teuro".
Kritisch sah diese Entwicklung bereits bei der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung der österreichische Kabarettist Georg Kreisler. Schon 2003 veröffentlichte er sein Lied "Der Euro". Angesichts der aktuellen Krise wirkt dieser schwarzhumorige Text heute richtig hellsichtig.
"Das Geld regiert die Welt." Diese Feststellung ist nicht nur eine der Kernaussagen von Kreislers Chanson zum Euro; sie fand sich am 2. Januar 2002 auch in einem Text von marburgnews zur Einführung der neuen Währung.
"Als Staat ohne eigene Währung konnte die Republik der Runden Tische schließlich keinen Staat mehr machen", heißt es dort zur wirtschaftlichen Lage der DDR nach 1990. "Das Geld kam aus dem Westen, und mit ihm auch die Weisungen!"
Ähnliches galt danach dann auch für den Euro, der Europa seit 2002 regiert. "Trösten mag die Deutschen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt residiert", beruhigte marburgnews damals seine Leserschaft halbherzig. "Das ist ganz gewiss kein Zufall."
Kein Zufall ist anscheinend aber auch, dass die Finanzsorgen der Regierungen und die Schuldenberge innerhalb der Eurozone ein deutliches Nord-Süd-Gefälle aufweisen. An diesem Sozial- und Wirtschaftsgefälle wird die Eurozone vermutlich schon bald zerbrechen.
Wenn das Bundesverfassungsgericht am Mittwoch (12. September) seine Entscheidung zur Verfassungsmäßigkeit des Europäischen Stabilitäts-Mechanismus (ESM) und des Fiskalvertrags verkündet, wird die Eurozone wahrscheinlich wohl wesentlich kleiner sein als bei Anrufung des höchsten deutschen Gerichts. Damit stellt sich zugleich auch die Frage, ob die Karlsruher Richter dann noch genügend Grund sehen, die Demokratie in Deutschland einem Euro zu opfern, der seine angebliche Stabilität und damit auch den Grund für Stabilitäts-Mechanismus und Fiskalpakt bereits selbst widerlegt hat?
Franz-Josef Hanke
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