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Unredlich schocken und nehmen


Anrufer nutzte erfundene Notlage aus

18.07.2012 (ms)
Mit einem sogenannten "Schockanruf" brachte ein Betrüger eine aus Kasachstan stammende 60-jährige Marburgerin am Dienstag (17. Juli) um ihre Ersparnisse. Die Frau übergab einen hohen Geldbetrag, um ihren Sohn vor einer mehrjährigen Gefängnisstrafe zu bewahren.
Die Strafe drohte dem Sohn angeblich, weil bei einem von ihm verschuldeten Unfall ein Mädchen schwere Verletzungen erlitten haben soll.Als sich dann noch ein "Anwalt" in das Gespräch einschaltete, erklärte sich die völlig schockierte Frau bereit, zu bezahlen.
Keine 20 Minuten nach dem Telefonat erschien der "Bruder" der Verletzten und verschwand mit mehreren Tausend Euro. Nach Rücksprache mit dem Sohn stellte sich aber alles als Lügengespinst heraus.
Bereits im Mai hatte es im Landkreis Marburg Biedenkopf mindestens zehn Schockanrufe gegeben. Die damals angerufenen Männer und Frauen im Alter zwischen 50 und 82 Jahren waren ausnahmslos deutsche Staatsbürger mit Herkunft aus der ehemaligen Sowjetunion. Aus verschiedenen Gründen erlitten sie allerdings keine finanziellen Schäden.
Jedes Mal schilderten die unterschiedlichen Anrufer in perfektem Russisch ein schädigendes Ereignis wie einen schweren Sturz oder einen Verkehrsunfall. Die dramatisch geschilderten Folgen der Vorfälle mit bevorstehender Haft oder schwerwiegenden Verletzungen ihrer Angehörigen und von angeblich nicht versicherten Dritten wirkten bei jedem der Opfer sehr schockierend. Diesen Schockzustand nutzten die Anrufer.
Sie begründeten angeblich zur Hilfe notwendige finanzielle Forderungen mit Kosten für operative Eingriffe, ärztliche Behandlungen oder zur Abwendung einer Inhaftierung. Dabei gingen die Anrufer in allen Fällen geschickt und vielfältig vor. Teilweise erfolgten "Ausspähungsanrufe", die einzig dem Ziel dienten, die Familien-, Freundschafts- oder Bekanntenverhältnisse auszukundschaften und entsprechende Namen zu erfahren.
Die Anrufer waren aber allein auf Geld aus. Die - wie auch immer dargestellte - Notsituation war frei erfunden.
Verschiedene Opfer konnten am Display ihres Telefons diverse Telefonnummern mit litauischer Kennung ablesen. Wer Sie einen solchen Anruf erhält, sollt nicht auf die Forderungen eingehen. Stattdessen sollte man die angezeigte Telefonnummer notieren.
Keinesfalls sollte man Geld an unbekannte Personen aushändigen. Sinnvoll ist vielmehr ein Rückruf bei derjenigen Person, die sich angeblich in eine Notlage befindet. Dabei wird sich in der Regel herausstellen, dass die am Telefon erzählten Geschichten jeder realen Grundlage entbehren.
pm: Polizei Marburg
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