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Abgehärtet


175 Jahre Kindergärten in Marburg

19.06.2012 (ms)
Genau vor 175 Jahren wurde die erste Kindertageseinrichtung der Universitätsstadt Marburg eröffnet. Darin sieht die Stadt Marburg einen Grund, dieses Jubiläum würdig zu feiern. Neben einer Stadtschrift wird es am Sonntag (2. September) einen großen Familientag im Schlosspark geben.
Was anfangs in der Kinderbetreuung noch einzigartig in Marburg war, entwickelte sich im Laufe der Geschichte zu einem wichtigen Arbeitsfeld unterschiedlichster Träger. Der erste Kindergarten wurde in Marburg am 14. August 1837 feierlich eröffnet.
Diese "Kleinkinderschule" - wie sie damals genannt wurde - war zugleich die erste ihrer Art in Kurhessen. Ihre Gründung wurde als ein Baustein zur Linderung der Not der armen Bevölkerungsteile verstanden.
Zugleich war sie Ausdruck der Idee, dass es die Pflicht der besser verdienenden und gebildeteren Stände sei, durch milde Gaben wie auch durch persönliches Engagement diese Not zu lindern. Zugleich war die Einrichtung auch eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft. Schließlich nahm sie sich besonders der Kinder armer Familien an, um sie vor Verwahrlosung zu bewahren und durch Erziehung "zu nützlichen Bürgern und Bürgerinnen unserer Stadt und unseres Staats zu machen".
Die Kleinkinderschule blieb bis Mitte der 1870er Jahre die einzige Einrichtung dieser Art in Marburg. 104 Jahre lang bis 1941 bestand sie als eigenständige Institution.
Nach Kriegsende waren sich viele Kinder als "Schlüsselkinder" in den zerbombten Städten selbst überlassen, da ihre Mütter häufig als Trümmerfrauen eingesetzt waren oder mit einer Erwerbstätigkeit den Lebensunterhalt der Familien verdienen mussten. Kindergärten in der Nachkriegszeit ließen kaum eine andere Möglichkeit als die reine Verwahrung übrig.
Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft versuchte das Regime, die Erziehung der Kinder vollständig zu kontrollieren. Die Kinder sollten seinen Vorstellungen entsprechend modelliert werden, um gefügige, obrigkeitshörige Menschen zu werden.
Die in den 50er Jahren errichteten Kindergarten-neubauten und -umbauten schufen eine erhebliche Verbesserung der bedrängten Raumsituation der Nachkriegszeit. So wurde der Gruppenraum mehr und mehr durch Raumteilmöbel gegliedert. Puppenecken und Bauteppich wurden eingerichtet.
Damit wurde den Kindern ermöglicht, in kleinen Gruppen zu spielen. Wichtig war, dass für die pädagogische Arbeit eine ausgebildete Kindergärtnerin oder eine Kinderpflegerin zuständig war.
Ende der 60er Jahre begann sich der Erziehungsstil in den Kindergärten zu wandeln. Mit dem Beginn der "68er-Bewegung" wurden in Berlin die ersten Kinderläden von Studenten eröffnet. Alternative Betreuungsformen entstanden in dieser Zeit auch in Marburg.
Man wollte weg von der traditionellen autoritären Erziehung. Den Kindern sollte ein Aufwachsen ohne Grenzen in Selbstbestimmung ermöglicht werden. Dieser Erziehungsstil führte insgesamt zu einer neuen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Pädagogik der Kindheit.
Heute ermöglicht ein hochwertiges Kinderbetreuungsangebot nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern leistet auch einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit, gerade in unserer multikulturellen Gesellschaft. Die Kindertageseinrichtungen - sowohl in freier als auch in öffentlicher Trägerschaft - erfüllen einen gesetzlichen Auftrag, der die
Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder beinhaltet.
Heute lernen die Kinder spielerisch und mit allen Sinnen. Neben sozialem und emotionalem Lernen erhalten sie zum Beispiel Einblicke in naturwissenschaftliche und mathematische Zusammenhänge.
Sie lernen, mit Sprache umzugehen, werden zu Bewegung angeregt und erfahren musische Bildung. Sie lernen, die Welt mit allen Sinnen zu entdecken.
Das kindliche Spiel wird als pädagogisches Prinzip in den Mittelpunkt für den Prozess des lebenslangen Lernens gestellt. Auch die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern - die aktive Teilnahme der Eltern am Kita-Alltag - hat sich als Partizipationsprinzip bewährt.
Darüber hinaus haben sich enge Netzwerke entwickelt, damit der Übergang in die Grundschule den Kindern leichter fällt und die Bildungsbiographien keine Einbrüche erfahren. Diese Entwicklung in der pädagogischen Arbeit der Kinderbetreuung von der "Kinderbewahranstalt" zu einer gesetzlich verankerten qualitativen Kinderbetreuung, die das einzelne Kind und seine Familie in den Mittelpunkt stellt, wollen die Träger der Marburger Kinderbetreuungseinrichtungen mit einem großen Familientag gemeinsam feiern.
Beteiligt sind fast alle Kindertageseinrichtungen sowohl in freier als auch in städtischer Trägerschaft. Zur Veranstaltung sind alle Kinder bis 10 Jahre und ihre Familien eingeladen. Sie beginnt um 12 Uhr und endet gegen 18 Uhr.
Das Programm wird von den Kindertageseinrichtungen gestaltet. Die Aktivitäten orientieren sich an den sieben Bildungsbereichen, die im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan aufgeführt sind und die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen beschreiben.
pm: Stadt Marburg
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