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Kein Marktfrühschoppen


Stadt verweigert Veranstalter den Marktplatz

18.06.2012 (fjh)
Der Marktfrühschoppen wird in diesem Jahr nicht auf dem Marktplatz vor dem Rathaus stattfinden. Oberbürgermeister Egon Vaupel hat dem Marktfrühschoppenverein die - für die Ausrichtung des Festes notwendige - Sondernutzungserlaubnis für den Marktplatz nicht erteilt. Das berichtete die Universitätsstadt Marburg am Montag (18. Juni).
Mit seiner Entscheidung hat der Oberbürgermeister auf die unterschiedlichen Auffassungen in den Stadtteilgemeinden und dem - als Veranstalter fungierenden - Marktfrühschoppenverein, die laut Vaupel "zu einem tiefen Bruch in der Bürgerschaft“ geführt haben.
"Mit Rücksicht auf die Bürgerinnen und Bürger und aus Respekt vor der toleranten
Geisteshaltung in unserer Stadt halte ich eine Aussetzung des Festes für geboten“, betonte Vaupel. Bereits vor Wochen hatte der Magistrat empfohlen, den Marktfrühschoppen in diesem Jahr nicht zu veranstalten.
Auslöser war die Werbung der Burschenschaft Rheinfranken im Internet für den Marktfrühschoppen. Das suggeriere eine Nähe dieses traditionellen Festes zu dieser Burschenschaft, "die der Magistrat und der Veranstalter nicht wollen“, erklärte Vaupel. Nach dem Deutschen Burschentag Anfang Juni 2012 in Eisenach und den dort gemachten Äußerungen zum Thema Rechtsextremismus sei eine Abgrenzung von Burschenschaften wie den Rheinfranken mehr als geboten. "Weder die Rheinfranken noch die Burschenschaften Germania und Normannia-Leipzig haben sich meines Wissens von den unverantwortlichen
Äußerungen in ihrem Dachverband Deutsche Burschenschaften distanziert“, betonte Vaupel.
All das habe in der Arbeitsgemeinschaft der Stadtteilgemeinden die Haltung verstärkt, sich in diesem Jahr nicht an der Ausrichtung des Marktfrühschoppens zu beteiligen. Ursprünglich war der Marktfrühschoppen ein Fest der
Oberstadtgemeinde. Nach den massiven Auseinandersetzungen im Vorfeld und während des Festes hatte sie sich 1998 als Veranstalter zurückgezogen, erinnerte Vaupel: "Die Tradition des Marktfrühschoppens als kürzestes Fest Deutschlands war damit beendet.“
Die Stadtteilgemeinden waren dann als Folge dieser Entwicklung als Veranstalter eingesprungen. Der Marktfrühschoppenverein wiederum ist ein Ergebnis dieses Veranstalterwechsels.
Die - seit einigen Jahren zu
beobachtende - Dominanz der oben erwähnten Burschenschaften, deren Geisteshaltung und die aktuellen Ereignisse seien für die Arbeitsgemeinschaft der Stadtteilgemeinden und den Magistrat Grund genug, inne zu halten und ein neues, echtes Fest für die Stadtgesellschaft zu planen. "Ich kann und will den Bruch in der Bürgerschaft, der sich an dem Pro und Contra für dieses Fest entzündet hat, nicht ignorieren“, erklärte der Oberbürgermeister. "Das muss fair und im Geist der weltoffenen, toleranten Bürgerschaft in der
Universitätsstadt Marburg aufgearbeitet werden.“
Damit wäre auch einer pauschalen Verurteilung aller studentischen Verbindungen ein Riegel
vorgeschoben. Entschieden wendet sich der Oberbürgermeister gegen Aufrufe im
Internet, "das Fest mit allen Mitteln“ zu verhindern. "Hier wird zu Gewalt gegen Personen aufgerufen“, erklärte Vaupel. "Und dies wiederum ist ebenfalls auf keinen Fall zu tolerieren.“
pm: Stadt Marburg
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