17.06.2012 (keb)
Ihren Preis "Das unerschrockene Wort" wollen die 15 Luther-Städte am 20. April 2013 zum neunten Mal verleihen. Diese Auszeichnung erfolgt in Erinnerung an das unerschrockene Auftreten Martin Luthers vor dem Reichstag in Worms.
Diesmal findet die Preisverleihung in der Geburts- und Sterbestadt des Reformators Eisleben statt. 15 Lutherstädte, darunter auch Marburg, haben diesen Preis gestiftet und mit 10.000 Euro dotiert.
Der erste Preisträger war der Theologe Richard Schröder, der für seine standhafte Haltung in der DDR geehrt wurde. Ihm folgte 1999 ebenfalls ein
Theologe. Hans Küng erhielt den Preis für die Standhaftigkeit bei der Vertretung seiner Thesen zur katholischen Glaubenslehre.
2001 wurde die Eberswalder Polizeipräsidentin Uta Leichsenring für ihr couragiertes Auftreten gegen rechtsextreme und ausländerfeindliche Übergriffe ausgezeichnet. 2003 erhielt Gertraut Knoll den Preis. Das Engagement der Superintendentin des österreichischen Burgenlands gegen Rassismus hatte tsogar Morddrohungen zur Folge.
2005 wurde der Preis dem Schriftsteller und Sänger Stefan Krawczyk zuerkannt. Gegen ihn hatten die SED-Machthaber Berufsverbot verhängt, was ihn aber nicht davon abhielt, in Kirchen aufzutreten.
Ihre mutige Entscheidung, als gläubige Muslimin
gegen alle Widerstände das Kopftuch abzulegen, hatten die Juroren zum Anlass genommen, Emel Abidin-Algan den Preis im Jahre 2007 auf Vorschlag
der
Universitätsstadt Marburg zuzuerkennen. 2009 entschied sich die Jury für die Journalistin und Politologin Andrea Röpke als Preisträgerin. Ihr
wurde Mut attestiert, die Umtriebe rechtsextremer Gruppen vor Ort zu recherchieren und eine konsequente Bekämpfung von Rechtsextremismus
und Gewalt anzumahnen.
2011 ging der Luther-Preis an das Redaktionsteam der russischen Tageszeitung "Nowaja Gaseta" von Dmitri Muratow. Laut Laudator Friedrich Schorlemmer ist diese "kleine Zeitung zu einer großen Insel der Freiheit, des freien Wortes" geworden.
Jetzt werden wiederum Kandidaten gesucht. Über die Preiswürdigkeit der vorgeschlagenen wird eine Jury im November 2011 entscheiden.
Oberbürgermeister Egon Vaupel ruft dazu auf, bis zum 15. August 2012
Vorschläge für die Nominierung zu machen: "Ich bin der festen Überzeugung, dass ein unerschrockenes Wort zu gesellschaftlichen Fragen in Deutschland von unseren Bürgerinnen und Bürgern sehr aufmerksam gehört wird und preiswürdig sein könnte.“
In dem - von den Luther-Städten 1993 beschlossenen - Statut ist die Zielsetzung der Preisvergabe definiert: "Auch in einer Gesellschaft, in der die Meinungsfreiheit Verfassungsrang hat, gibt es vielerlei Gründe, Zwänge, Versuchungen und
Hindernisse, die zu einer Einengung und damit letztlich zu einer Bedrohung der freien Meinungsäußerung führen könnten. Wenn aber Opportunitätsdenken, das Bemühen um Anpassung und Konformität und die Scheu vor vermeintlichen Autoritäten überhand nehmen, dann verkümmert der Mut, unüberhörbar das zu sagen, was möglicherweise unbequem ist, der vorherrschenden oder obrigkeitlichen Meinung zuwider läuft, aber um der Wahrheit und Wahrhaftigkeit willen ausgesprochen werden sollte. Daher verdient das freie, unerschrockene Wort Ermutigung und Anerkennung“.
Wer als Kandidat für den Preis in Frage kommt, ist in den Richtlinien festgelegt. Preiswürdig sind "Frauen und Männer, die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass - aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg - in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten haben.“ Die Preisträger können
aus der Bundesrepublik Deutschland, aber auch aus dem Ausland kommen.
Bei der Preisvergabe sollten "parteipolitische und konfessionelle Gesichtspunkte“ keine Rolle spielen. Auch allgemeine Unzufriedenheit, querulatorische oder eigennützige Motive oder Demagogie erfüllen nicht das Kriterium des "unerschrockenen Wortes“.
Wer eine oder mehrere Personen benennen möchte, die nach diesen Kriterien preiswürdig sind, sollte das jetzt tun. Es ist nicht wichtig, ob die vorgeschlagenen Personen schon oder noch nicht prominent sind. Alle Vorschläge mit möglichst ausführlicher Begründung müssen bis zum 15. August 2012 bei Oberbürgermeister Egon Vaupel im Rathaus eingegangen sein.
Zur Finanzierung des mit 10.000 Euro dotierten Preises zahlen alle Mitgliedsstädte einen individuellen Beitrag. Er orientiert sich an der jeweiligen Einwohnerzahl.
PM: Stadt Marburg
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