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Bürger biografisch


Tolles Arbeitsergebnis der Marburger Theaterpädagogen

16.06.2012 (jnl)
Wenig beachtet im Windschatten der spektakulären Freilichtaufführung bietet der Marburger Theatersommer weitere visuelle Juwelen. Die Premiere der Inszenierung "Bürger auf Zeit" am Freitag (15. Juni) auf der Studiobühne "Black Box" des Hessischen Landestheaters Marburg erwies sich als ein solches Glanzlicht.
Zusammen mit den beiden Theaterpädagoginnen Juliane Nowak und Nina Eichhorn haben einige Bürger Marburgs monatelang an einem eigenen Stück gebastelt. Vier "Bürger auf Zeit" sind übriggeblieben und gestalteten die Aufführung als Darsteller mit ihren biografischen Texten.
Marburg ist je nach wem: Studienort, Urlaubsziel, Arbeitsplatz, Lebensmittelpunkt - und Heimat. Gibt es denn etwa Heimat auf Zeit? Was geschieht, wenn man seine Heimat wechselt?
Mit solchen Ausgangsfragen gingen die Projektteilnehmer auf Spurensuche im eignen Leben. Die beiden Mitarbeiterinnen des Landestheaters gaben Hilfestellung, einen Zusammenhang aus Bewegung und rotem Faden in und zwischen den Beiträgen herzustellen.
Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche und in sich stimmige Performance aus persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen der vier Beteiligten. Über rund 90 Minuten werden die Zuschauer mitgenommen auf eine abwechslungsreiche Reise durch geschilderte Gefühle, Erlebnisse und Reflektionen.
Eine Protagonistin richtet ihre Aufmerksamkeit auf sinnliche Wahrnehmungen wie Gerüche und Geschmacksnerven. Eine Wweite ist bewegungsorientiert und tanzt ihren Tango als Soloistin.
Eine Dritte widmet sich ihren rund 26 Umzügen im Laufe eines langen Lebens mit Nachdenklichkeit und Scharfsinn. Der einzige Mann in der Runde - erst 22 Jahre zählend und damit deutlich jünger als die anderen Drei - erwies sich als auftrittsscheu und ließ seinen Text nur als Off-Stimme einspielen.
Ein roter Faden des mit einer kompletten Textfassung hergestellten Stückes war ein von jedem Teilnehmer interpretiertes Gedicht von Hilde Domin über Exil, Emotionen und Aufbrüche. Ein weiterer waren Umzugskartons, mit denen sowohl eine Projektionswand gebaut wurde als auch von jedem Teilnehmenden eigene Bewegungsmuster gefunden wurden.
Zunächst sind weitere zwei Aufführungen vorgesehen, nämlich am Sonntag (17. Juni) und am Donnerstag (21. Juni). Es sollte überlegt werden, ob man noch weitere in der neuen Spielzeit ansetzen könnte. Das entstandene Stück ist so gut gelungen, dass das gewiss vorstellbar wäre.
Jürgen Neitzel
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