10.06.2012 (fjh)
Das Geräusch verkündete eindeutig: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hatte gewonnen. Hupende Autos fuhren durch Marburgs Straßen und störten die spätabendliche Ruhe.
Nun geht es also wieder rund: Die Fußball-Europameisterschaft (EM) flimmert über alle Kanäle und ist überall Tagesgespräch. Keiner kann sich dieser Allgegenwart von "König Fußball" wirklich entziehen.
Wackere Demokraten werden zu Nationalisten und rennen mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen herum. Grölende Fans freuen sich wie kleine Kinder, weil "ihre" Mannschaft gewonnen hat.
Wirklich gewonnen hat bei diesem Spiel aber vor allem die Geschäftemacherei. Trikots und Fahnen, Getränke und Treibstoff sorgen für einen ordentlichen Fluss des runden Metalls.
Die lederne Kugel rollt. Gebannt starren die Massen auf kleine und große Bildschirme und warten auf das Ende des Spiels.
Man mag sich schon wundern, wie dieses Großereignis die ganze Gesellschaft - im wahrsten Sinne - beeinflusst. Aber dazu trägt ja die pausenlose Berieselung der Menschen durch Zeitung, Radio und Fernsehen mächtig bei.
Könnten sich die Menschen doch auch sonst einmal richtig freuen anstatt herumzuschleichen wie missmutige Misanthropen! Könnten sie sich doch auch genauso erwärmen für Demonstrationen zugunsten sozialer Gerechtigkeit, Frieden oder Bürgerrechte!
Doch Hansi setzt den Stahlhelm auf. Der gute Mann hat seine martialische Ausdrucksweise natürlich gar nicht so gemeint, wie entsetzte polnische oder ukrainische Journalisten sie verstanden haben. Hansi ist ja ganz harmlos.
Schon jetzt hat der leidgeprüfte Fußball-Phobiker angesichts solchr Eskapaden wie auch des nächtlichen Lärms den Kanal voll. Aber ihm bleibt kaum etwas anderes übrig, als stillzuhalten und die unvermeidliche "Freude" seiner Mitmenschen schweigend zu erdulden.
Das erste Spiel der deutschen Fußball-Herren in der menschenfreundlichen Ukraine ist mit 1 zu 0 ausgegangen. Genauso wird wohl auch die gesamte EM ausgehen: 1 zu 0 für den Fußball im Widerstreit gegen die Menschenrechte!
Franz-Josef Hanke
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