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Klimaschutz und Artenschutz bei Windkraftanlagen

30.05.2012 (ms)
Mit dem Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Artenschutz hat sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf im Rahmen einer Informationsveranstaltung beschäftigt. Dr. Klaus Richarz von der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland hielt dabei im Sitzungssaal des Landratsamts einen Vortrag mit dem Titel "Atmosphäre schützen ohne Biosphäre zu zerstören".
"Konflikte sind bei abgestimmter Planung und unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse lösbar“, resümierte Richarz. Landrat Robert Fischbach unterstrich, dass in der aktuellen Diskussion miteinander reden besser sei, als gegeneinander zu streiten. "Im gemeinsamen Gespräch können wir beiden Seiten dem Klima- und dem Artenschutz gerecht werden, ohne dass Konflikte unter Umständen vor Gericht ausgetragen werden müssen.“
Richarz erklärte, dass von Windkraftanlagen durchaus Risiken für Vögel oder auch Fledermäuse ausgehen können. Er sagte auch, dass eine steigende Größe der Anlagen zwar das Kollisionsrisiko für die einzelne Anlage erhöhe. Umgerechnet auf die gewonnene Energiemenge sinke jedoch das Risiko, dass Vögel mit Windkraftanlagen zusammenstoßen.
"Durch eine kluge und abgestimmte Planung kann den Interessen des Artenschutzes Rechnung getragen werden“, meinte Richarz. Auch weitere Maßnahmen - etwa die Ausrichtung von Anlagen parallel zur Flugrichtung, sodass kein Riegel in der Flugrichtung entsteht oder Brut- oder Rastgebiete abgeschnitten werden - sind eine mögliche Planungsvariante beim Bau mehrerer Windkraftanlagen.
"Zum Schutz von Raubvögeln - etwa dem Rotmilan - kann man auch das Umfeld des Mastes mit einer entsprechenden Bepflanzung für diese Vögel unattraktiv gestalten"; schlug der Experte vor. "Wenn die Vögel dort keine Beute finden, jagen sie dort auch nicht.“
Ein weiterer Lösungsansatz sei, dass die Betriebszeiten der Anlagen auf bestimmte Flug- oder Zugzeiten der Vögel abgestimmt werden. "Wir kennen zum Beispiel bei Kranichen die Zugzeiten"; erläuterte Richarz. "Wenn während dieser Zeiten die Anlagen in der Zugrichtung abgeschaltet werden, lassen sich Kollisionen vermeiden."
In der Diskussion wurde deutlich, dass bei einer Betrachtung der Aspekte Klimaschutz und Artenschutz nicht nur der Einzelfall zu bewerten ist. Vielmehr müsse dieses Thema in einem Gesamtzusammenhang gestellt werden.
Dabei dürfe man sich auch neuen Lösungsansätzen im Artenschutzrecht nicht verschließen. Fischbach war sehr zufrieden mit der Veranstaltung, zu der Bürgermeister, Vertreter von Planung, Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden sowie die Vogelschutzbeauftragten eingeladen worden waren: "Der Vortrag und die Diskussionsbeiträge haben Mut gemacht und Lösungsansätze gezeigt; und wir sind bei einem schwierigen Thema miteinander ins Gespräch gekommen."
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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