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Schockschwerenot


Polizei warnt vor Betrug mit Unglücksfällen

25.05.2012 (ms)
Vor einer perfiden Form des Enkeltricks hat die Polizei Marburg am Freitag (25. Mai) die Öffentlichkeit gewarnt. Mit "Schockanrufen" versuchen mutmaßliche Betrüger, durch Vorspiegelung dramatischer Ereignisse an das Geld von Deutschen russischer Herkunft heranzukommen.
Die Kriminalpolizei Marburg ermittelt in bislang zehn Fällen, in denen - perfekt russisch sprechende - Anrufer sich als Familienangehörige ausgaben und frei erfundene Unglücke schilderten, um Gelder zwischen 3.000 und 17.000 Euro zu erhalten. Betroffen in Marburg waren ausschließlich Männer und Frauen mit entsprechender Herkunft im Alter zwischen 50 und 82 Jahren.
Bislang kam es aus den verschiedensten Gründen noch nicht zu einer Geldübergabe. Die Kripo warnt ausdrücklich vor diesen sogenannten "Schockanrufen".
Dabei handelt es sich um eine besonders verwerfliche Variante des "Enkeltricks". Der Anrufer ist
allein auf das Geld seines überraschten Gesprächspartners aus. Die - wie auch immer dargestellte - Notsituation ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage.
Verschiedene Opfer konnten über das Display ihres Telefons diverse Rufnummern mit litauischer Kennung ablesen. Meistens begannen sie mit der Vorwahl "0370".
Die Polizei rät: "Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten, gehen Sie nicht auf die Forderungen ein, prägen Sie sich jedoch Stimme und sprachliche Besonderheiten des Anrufers ein! Notieren Sie die angezeigte Telefonnummer!"
Wenn man zu einem Rückruf aufgefordert wird, sollte man nicht zurückrufen, sondern die genannte Rufnummer aufschreiben. Außerdem sollte man sich unverzüglich an die nächste Polizeidienststelle wenden.
Solche - bundesweit immer wieder auftretenden - Schockanrufe sind nicht neu. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf kam es seit Sonntag (20. Mai) zu einer Vielzahl von entsprechender Anrufe.
Die Angerufenen waren ausnahmslos deutsche Staatsbürgerinnen oder Staatsbürger mit Herkunft aus den ehemaligen Sowjetstaaten. Jedes Mal schilderten die unterschiedlichen Anrufer - Männer und Frauen - in perfektem Russisch ein schädigendes Ereignis wie einen schweren Sturz oder einen Verkehrsunfall.
Die - dramatisch geschilderten - Folgen dieser Vorfälle mit bevorstehender Haft oder schwerwiegenden Verletzungen der Angehörigen oder von angeblich nicht versicherten Dritten wirkten bei jedem der Opfer sehr schockierend. Diesen Schockzustand nutzten die Anrufer skrupellos aus. Ihre - angeblich zur Hilfe notwendigen - finanziellen Forderungen begründeten sie mit den Kosten für operative Eingriffe, ärztliche Behandlungen oder aber zur Abwendung einer Inhaftierung.
Die Anrufer gingen in allen Fällen geschickt und vielfältig vor. Teilweise erfolgten "Ausspähungsanrufe", die einzig dem Ziel dienten, Familien-, Freundschafts- oder Bekanntschaftsverhältnisse auszukundschaften und Namen zu erfahren.
Später riefen dann die angeblichen Angehörigen oder Bekannten an und schoben das gepresste oder weinerliche oder undeutliche Sprechen auf die erlittenen Verletzungen zurück. Wenn die Namen durch die Voranrufe nicht herauszubekommen waren, versuchten die Anrufer nun durch eine weitere
geschickte Gesprächsführung, "ihren eigenen" Namen zu erfahren.
Klappte das nicht, schwenkten die Anrufer um und kündigten wegen der Schwerfälligkeit ihres Sprechens den Rückruf eines bereits beauftragten "Rechtsanwalts" an.
Dieser angebliche Jurist meldete sich auch prompt. Er versuchte dann, auf die gleiche Masche ans Geld des Angerufenen zu kommen.
Die Kripo Marburg verteilt Ende Mai in öffentlichen Gebäuden wie Banken oder Einkaufszentren Handzettel und Plakate, die in russischer und deutscher Sprache vor solchen Schockanrufen warnen und hilfreiche Verhaltenstipps enthalten. Darüber hinaus stehen im Internet unter www.polizei.hessen.de oder unter www.polizei-beratung.de Informationen über den Enkeltrick, dessen Erkennbarkeit und mögliche Schutzmaßnahmen. Mit Hilfe dieser Ratschläge könnte man verhindern, dass man Opfer eines solchen Betrugs wird.
Außerdem rät die Polizei: "Wer einen solchen Schockanruf erhält, sollte je nach Ergebnis des rückversichernden Anrufs bei dem angeblichen Verwandten oder Bekannten unbedingt die für seinen Wohnort zuständige Polizei aufsuchen und eine Anzeige wegen des versuchten Betrugs erstatten."
pm: Polizei Marburg
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