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Lebensspendend


Schlossbrunnen wieder in historischem Zustand

10.05.2012 (ms)
Der Schlossbrunnen ist jetzt wieder im Zustand aus dem 17. Jahrhundert zu besichtigen. Das teilte die Stadt Marburg am Donnerstag (10. Mai) mit.
Der historische Schlossbrunnen hat einen Durchmesser von etwa 2,50 Metern. Nach Messungen aus dem Jahr 1880 ist er 98,50 Meter tief. Er erschließt also einen Grundwasserhorizont, der etwa der geodätischen Höhe des Lahnwasserspiegels im Bereich Marburg entspricht.
Der Brunnen befindet sich in einem Gewölbekeller unter der Nordterrasse in unmittelbarer Grenzlage zur östlichen Fassade des Wilhelmsbaus. Nach den vorliegenden Erkenntnissen zur Geschichte des Brunnens ist davon auszugehen, dass bereits in der thüringischen Zeit zwischen 1122 und 1248 ein Brunnenbauwerk an dieser Stelle vorhanden war.
Nach den Darstellungen Karl Justis beschloss 1672 die verwitwete Landgräfin Hedwig Sofia, die von 1663 bis 1676 die vormundschaftliche Administration des Landes führte, den Brunnenschacht zu erneuern. Gesichert ist, dass der Brunnen in den Jahren 1673 bis 1675 vollendet worden ist.
Eine Untersuchung des Brunnens durch die preußische Bauverwaltung im Jahr 1880 ergab einen detaillierten Befund zur Brunnentechnik. Bis auf 4 Meter Tiefe besteht die Einfassung aus sauber gearbeiteten Quadern. Bis auf weitere 50 Meter Tiefe folgt sehr fester Fels, in den der Brunnen ausgehauen ist.
Der untere 44,50 Meter hohe Abschnitt innerhalb der unteren Zone des mittelalterlichen Bruchsandsteins mit seinen Sandsteinschichten ist mit 50 bis 60 Zentimeter starken Quadern in regelmäßigen Schichten ausgemauert. Der Brunnensumpf ist mit Steinplatten bedeckt, so dass die hinab kommenden Schöpfeimer keinen Sand aufwirbelten.
In der Zeit von Juli bis Dezember 1880 wurde der Brunnen geräumt. Dann wurde eine Pumpe mit Gasmotor eingebaut.
Diese Gasmotorenpumpe hob das Wasser 108 Meter hoch und leitete es in den als "roten Hahn" bezeichneten Wasserbehälter am Schloss. Zur Installation und Wartung der technischen Anlagen wurden insgesamt 19 Holzbühnen in den Brunnenschacht eingebaut. Diese Holzbühnen lagerten auf Stahlträgern, die bis zum Sommer 2011 noch in dem Brunnenschacht vorhanden waren.
In der Zeit vom September 2011 bis zum März 2012 wurden die noch im Brunnenschacht befindlichen Stahlträger beseitigt und das im Brunnensumpf befindliche Geröll heraustransportiert. Die Arbeiten wurden von dem Brunnenarchäologen Dr. Reiner Nier-Glück zusammen mit seinem Sohn ausgeführt.
Dazu wurde eine mit einem Elektromotor betriebene Winde aufgebaut, die einen Fahrkorb in den Brunnenschacht beförderte. Von diesem Fahrkorb aus wurden die Stahlträger aus dem Brunnenquerschnitt herausgeschnitten.
Auf dem Grund des Brunnens war eine 10 Meter hohe Säule aus Unrat entstanden. Nachdem die insgesamt 38 Stahlträger herausgeschnitten worden waren, haben Glück und sein Sohn diese Materialien aus dem Brunnenschacht herausgeräumt.
Eine große Freude für alle Projektbeteiligten war es, dass nach Beseitigung des Unrats im Pumpensumpf der Grundwasserspiegel wieder freigelegt wurde. Nach Beseitigung der Stahlträger ist der Brunnen nun wieder in seinem Zustand aus dem 17. Jahrhundert zu besichtigen.
Um den rückwärtigen Zugang zu den Gewölbekellern unter der Nordterrasse zu ermöglichen, wurde vom Hexenturm aus bis zu der Eingangstür in der nördlichen Schlossmauer ein Weg angelegt. Diese Arbeiten führte der Dienstleistungsbetrieb Marburg (DBM) durch.
Die Kosten für die Herstellung des Weges betrugen etwa 20.000 Euro. Für die Wiederherstellung des Brunnens wurden etwa 140.000 Euro ausgegeben.
pm: Stadt Marburg
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