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Maifeier vorgestellt


Tag der Arbeit kommt mit guten Rednern

24.04.2012 (jnl)
Mobilisierende Themen und probate Redner markieren die Veranstaltungen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum 1. Mai 2012. Gewerkschaftssekretär Dr. Ulf Immelt, Dgb-Senioren-Sprecher Julius Klausmann und die Klinikums-Betriebsratsvorsitzende Bettina Böttcher stellten am Montag (23. April) gemeinsam gute Gründe vor, aktiv am Kampftag der Arbeitnehmer teilzunehmen.
Bei der Vormaifeier am Montag (30. April) in der Waggonhalle wird der hessische DGB-Bezirksvorsitzende Stefan Körzell der Hauptredner sein. Musikalisch umrahmt das die in Marburg bestens bekannte Combo "Graffiti". Zusätzlich gibt es eine kabarettistische Einlage von der sechsköpfigen Gruppe "Die Durchblicker".
Bei der traditionellen Demonstration "Heraus zum 1. Mai" wird Prof. Dr. Georg Fülberth Kundgebungs-Redner vor dem Rathaus sein. Der emiritierte Politikwissenschaftler trägt sich mit der Absicht, schon bald ganz nach Berlin zu ziehen.
Beim anschließenden Maifest auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz wird - nach einem Grußwort des Oberbürgermeisters Egon Vaupel - der frisch gekürte DGB-Kreisvorsitzende Pit Metz eine zündende Mai-Rede halten. Bettina Böttcher wird zum Stand des Kampfes der Klinikums-Mitarbeiter gegen die Personalwirtschaft der Rhön-Klinikum AG sprechen. Den musikalischen Part übernimmt das Duo "Musica è".
Der 1. Mai 2012 steht gewerkschaftlich stark unter den Vorzeichen der anstehenden Tarifrunden der IG Metall und der IG Chemie. Außer der Forderung nach einer angemessenen Lohnsteigerung geht es dabei um die zunehmend gefährdete Übernahme des Nachwuchses in feste Stellen.
In den Jahren 2000 bis 2011 sei der Durchschnitt der Arbeistlöhne in Deutschland um 4,5 Prozent gesunken, stellte Immelt fest. Zum Vergleich seien im selben Zeitraum in Norwegen die Löhne durchschnittlich um 25 Prozent und in Finnland um 22 Prozent gestiegen.
Zurückzuführen sei diese volkswirtschaftliche Entwicklung, die Konjunktur und Kaufkraft schwächt, auf die Zunahme von prekären Jobs. Ausgerechnet das wohlhabende Deutschland leiste sich im europäischen Vergleich einen der größten Billigjob-Sektoren.
Auf das angebliche "deutsche Jobwunder" beriefen sich die Hartz-IV-Apologeten ständig zu Unrecht. Es bestehe zum größten Teil aus Arbeitsverhältnissen, mit deren Lohn man nicht auskömmlich seinen Lebensunterhalt bestreiten könne.
Die größte Armutsfalle in Deutschland seien die sogenannten "Minijobs" unterhalb der Einkommensgrenze von 400 Euro monatlich, beklagte Immelt. Besonders in Hessen seien sie für 91 Prozent der Niedriglöhner verantwortlich. In einem der reichsten Bundesländer sei das ein großer Skandal, zumal Hessen damit über dem bundesweiten Durchschnitt liege.
Die dadurch bedingte - künftig grassierende - Altersarmut sei keineswegs nur ein Problem der Rentner, betonte Klausmann. Alle Arbeitnehmer und der Sozialstaat als Ganzes seien durch diese schlimme Entwicklung zunehmend bedroht.
Zielsetzung des DGB sei es, das herrschende Lohndumping durch Leiharbeit, Minijobs und "Werkverträge" zurückzudrängen, bekräftigte Immelt. Man wolle politisch auf einen Sozialstaat hinarbeiten, der diesen Namen wirklich verdiene.
Böttcher wies aus aktuellem Anlass auf den geplanten weiteren Stellenabbau und die - schon jetzt für Patienten wie Pflegekräfte gesundheitsgefährdende - Personalpolitik des privatisierten Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) hin. Welche fatale Dynamik diese Politik der Angst und Privatisierung habe, könne man an den desolaten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten des Klinikums ablesen.
Jürgen Neitzel
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