22.04.2012 (jnl)
Eine knallige Jungens-Comic-Geschichte für die Bühne umzusetzen, hat im Kindertheater bislang Seltenheitswert. Mit der Uraufführung des Stücks "Brave Oil World: Captain Spaceman" von Klaus Gehre und Michael Lohmann hat das
Hessische Landestheater Marburg etwas Innovatives gewagt.
Erzählt wird die Geschichte des einsamen Astronauten "Captain Spaceman", der einem Notruf vom Planeten "Duro" nachgeht. Dort trifft er auf einen Trupp Duraner-Rebellen, der gegen die von dem magischen Kraftstoff "Syrup" verhexten Stammesbrüder kämpft.
Angeführt werden die Syrup-Anhänger von der schönen Nehlea, die ihre Wirkung auf Spaceman nicht verfehlt. Doch bevor sie ein Paar werden können, betritt der Gegenspieler "Cowboy" das Spielfeld.
Für reichlich "Äktschen" ist also gesorgt. Es wird gekämpft, geliebt und gestorben, so wie die Kinder es aus ungezählten Abenteuer-Serien im Fernsehen kennen und mit Lego oder Pistolen oft nachspielen.
Die Geschichte ist gut gewählt. Auch darstellerisch wurde sie mitreißend umgesetzt. Dem Regisseur Klaus Gehre ist erstklassiges Abenteuer-Kindertheater für die Altersgruppe von sechs bis 13 geglückt.
In der Hauptrolle des Captain Spaceman brillierte Sebastian Muskalla. Sein sparsames, wirkungsvolles Mienenspiel ließ ihn ungemein cool wirken.
Als sein Gegenspieler "Cowboy" trumpfte Thomas Streibig mit Macho-Methoden, kratzigem Gesang und Chuzpe. Mit beeindruckender Bühnenpräsenz tanzte und spielte die Gastdarstellerin Katrin Hylla die weibliche Hauptrolle der Nehlea.
Ebenfalls nicht zum Ensemble gehört Johannes Eimermacher, der körpersprachlich enorm viel aus seiner Rolle als Dohosan machte. Gekonnt gab Daniel Sempf den Duraner-Anführer Yuma.
Die Ausstattung von Dorothee Neuling steckte die Darsteller in stimmige Abenteurer-Kostüme. Ihr Bühnenbild bestand aus drei Kreisbauten vor einer Großleinwand, mit denen sich sowohl das Raumschiff als auch das Planeten-Terrain großartig simulieren ließen.
Ob "Syrup" und Erdöl wirklich - wie in Titel und Stück-Ankündigung behauptet - derart analog sind, darf bezweifelt werden. Aber das tut diesem spannenden Abenteuer-Stück keinen Abbruch. Den Kindern wird das allemal mehrheitlich egal sein.
Dem Publikum am Sonntag (22. April) in der Studiobühne "Black Box" gefiel die Inszenierung großartig. Mit enthusiastischem Applaus rief man die fünf Darsteller mehrfach zurück auf die Bühne. Leider waren - trotz der Qualität der Aufführung - die Zuschauer-Reihen an diesem sonnigen Nachmittag nicht voll besetzt.
Jürgen Neitzel
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