18.04.2012 (ms)
Mit Aufklebern eindeutig neofaschistischer Inhalte haben Unbekannte am Wochenende zwischen Freitag (13. April) und Sonntag (15. April) die Räume des
Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) und die Kollektivkneipe "Havanna 8" am Lahntor beklebt. Bei den mehr als 50 Aufklebern handelt es sich vor allem um das Wappen der Burschenschaft Germania, die in dem Dachverband der Deutschen Burschenschaft (DB) organisiert ist und als extrem rechts in Erscheinung tritt.
Fester Bestandteil der rechten Ideologie ist ein patriarchales Weltbild, in dem Frauen und Männern klare Fähigkeiten und Rollen zugesprochen werden. Dazu gehört die Vorstellung eines traditionellen Familienbildes und die Ablehnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Die Aufkleberaktion wertet deshalb der AStA deshalb als einen sexistischen und homophoben Angriff.
Im AstA-Gebäude betroffen waren vor allem das Autonome Schwulenreferat sowie das Autonome Frauen-Lesben-Referat. Die AStA-Referentin Wanda Erdmann erklärte dazu:"„Das zeigt die klare Ablehnung des Kampfes um die Rechte von Lesben und Schwulen und verdeutlicht, dass es nicht nur bei Ansichten bleibt, sondern es darüber hinaus um ein Handeln gegen Menschen geht, die von Diskriminierung betroffen sind und nicht in das rechtskonservative Weltbild der Burschenschaften passen.“
Der AStA Marburg zeigt sich zudem erfreut darüber, dass die Kritik am Marktfrühschoppen wieder in die Öffentlichkeit gelangt ist. Erdmann ergänzte: "Die Kritik der Grünen ist absolut gerechtfertigt. Das macht die Aufkleberaktion deutlich. Sie greift sogar noch zu kurz."
Erdmann stellte fest, dass zum Einen vier - nicht drei - der Marburger Verbindungen Mitglieder der extrem rechten Deutschen Burschenschaft (DB) sind. Außerdem dürfe eine Kritik an Studentenverbindungen nicht auf die DB-Burschen beschränkt sein. Auch in den zahlreichen anderen Verbindungen ließen sich regelmäßig rechtskonservative, sexistische und homophobe Einstellungen nachweisen.
"Und selbst wenn diese versuchen, einen anderen Eindruck zu vermitteln, feiern sie ja doch gerne alle zusammen", empörte sich Erdmann. "Wenn wir das kritisieren, werden wir als politische Extremisten und Nestbeschmutzer dargestellt. Das ist völlig absurd."
Die Deutsche Burschenschaft machte im Jahr 2011 Schlagzeilen, als sie darüber diskutierte, einen "Ariernachweis" für ihre Mitglieder einzuführen. Zudem ist es gängige Praxis, dass die Burschenschaften der DB regelmäßig Vorträge mit Referenten aus dem rechten Milieu auf ihren Häusern organisieren.
So sollte zuletzt der französische Neonazi und Mitbegründer des "Thule Seminars“ Pierre Krebs bei der Burschenschaft Germania sprechen. Es lassen sich klare Überschneidungen zwischen der organisierten rechten Szene und den Burschenschaften der DB erkennen.
Erdmann erläuterte: "Wie eng diese Verbindungen sind, lässt sich etwa beim jährlich auf dem Marburger Marktplatz stattfindenden Marktfrühschoppen beobachten, bei dem beispielsweise Neonazi-Größe Björn Clemens gemeinsam mit Burschenschaftlern feiert.“
pm: AStA Marburg
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