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Schützende Tat


Konzept zur Suchtprävention im Kreis

30.03.2012 (fjh)
"Wir sind einer der wenigen Landkreise, die ein strukturiertes Gesamtkonzept für den Bereich Alkoholprävention haben“, teilte der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Karsten McGovern am Freitag (30. März) mit.
auf drei Säulen stützt sich das Gesamtkonzept in
Sachen Sucht- und Alkoholprävention bei Kindern und Jugendlichen im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Akteure sind der Landkreis Marburg-Biedenkopf mit seinem Fachbereich Gesundheit, das Diakonische Werk Oberhessen (DWO) mit seiner Sucht- und Drogenberatung sowie die Städte und Gemeinden im Kreis. Vernetzte Akteure, ein breites Maßnahmenpaket und ein ganzheitlicher Ansatz sind die Grundsäulen ihrer gemeinsamen Arbeit.
Ausgangspunkt für die Entwicklung dieses Konzepts waren die Ergebnisse der schulärztlichen Untersuchung bei Jugendlichen im Landkreis aus dem Jahr 2008 und die Fallzahl-Entwicklung der stationären Aufnahmen mit der Diagnose "Alkoholvergiftung“ in der Universitäts-Kinderklinik.
"Sowohl der hohe Anteil der Jugendlichen, die regelmäßig Alkohol in gesundheitsschädlicher Weise konsumieren, als auch die im Bundestrend liegende Zunahme der Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen wurden als Problem erkannt und zum Anlass genommen, die Präventions- und Interventionsmaßnahmen in unserem Landkreis unter die Lupe zu nehmen und ein Konzept auf den Weg zu bringen“, erläuterte McGovern. Wurden im Jahr 2006 insgesamt 32 Patienten im Alter unter 18 Jahren mit der Diagnose Alkoholvergiftung in der Marburger Kinderklinik behandelt, so waren es im Jahr 2008 sogar 79. Dieser Anstieg wurde gestoppt. Im Jahr 2011 waren es 61 Patienten.
Die Bausteine dieses Gesamtkonzepts sehen sowohl vorbeugende Maßnahmen als auch reaktive erzieherische Maßnahmen vor. Dazu gehört auch das Projekt "Hart am Limit Proaktiv“ (HaLt). Dabei handelt es sich um eine kommunal verankerte Präventionsstrategie mit dem Ziel, Alkoholexzesse und schädlichen Alkoholkonsum im Vorfeld zu verhindern.
Schlüsselbegriffe für diesen Projektbaustein sind Verantwortung und Vorbildverhalten von Erwachsenen im Umgang mit Alkohol, die konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes bei Festen, in der Gastronomie und im Einzelhandel sowie eine breite Sensibilisierung der Bevölkerung. Neben ordnungspolitischen Maßnahmen wie einer Neuregelung der Genehmigung von Festveranstaltungen werden spezielle Multiplikatorenfortbildungen angeboten. Regionale und lokale Präventions-Arbeitskreise werden fortlaufend informiert und beraten. Für den Landkreis haben Präventionsmaßnahmen einen hohen Stellenwert.
Der Grundsatz "Vorbeugen ist besser als Heilen“ gilt ganz besonders im Bereich der Prävention von Suchterkrankungen. Der Landkreis möchte an die guten Erfolge der Nikotinprävention im Kinder- und Jugendalter anknüpfen und das gestiegene Gesundheitsbewusstsein auch auf den Umgang mit Alkohol übertragen.
"Die gestiegenen Fallzahlen von Kindern und Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung in die Marburger Kinderklinik eingeliefert wurden, haben wir auch in unserer Sucht- und Drogenberatung schon lange mit Sorge betrachtet", berichtete DWO-Geschäftsführer Maik Dietrich-Gibhardt. "Bereits Anfang 2009 haben wir deshalb das Modellprojekt Hart am Limit (HaLT) an den Start gebracht als Kooperationsprojekt der Sucht- und Drogenberatung des Diakonischen Werkes Oberhessen, des Landkreises, der Stadt Marburg und der Marburger Universitäts-Kinderklinik.“ Neben dem reaktiven Baustein, in dem Berater aus der diakonischen Sucht- und Drogenberatung Kinder und deren Eltern nach einer schweren Alkoholvergiftung noch im Krankenhaus begleiten, ist der proaktive Baustein von zentraler Bedeutung für die nachhaltige Reduzierung des Koma-Trinkens.
Thomas Graf von der DWO-Fachstelle für Suchtprävention stellte den Jahresbericht des Projekts "HaLt proaktiv“ vor: "Wir haben es geschafft, Suchtprävention zu einer Querschnittsaufgabe im Landkreis Marburg-Biedenkopf zu machen. HaLt proaktiv im Landkreis Marburg-Biedenkopf steht für einen breit aufgestellten und ganzheitlichen Präventionsansatz, der Programme zur Stärkung der Kinder schon im Kindergartenalter und Grundschulalter mit einschließt, aber auch Risikogruppen gezielt anspricht“.
Der Arbeitskreis Prävention im Fachbereich Gesundheit der Kreisverwaltung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Präventionsmaßnahmen effektiv für alle Lebensbereiche von Familien, Jugendlichen und Erwachsenen in einer Strategie zusammenzufassen. Die Ergebnisse dieser Arbeit können Interessierte über eine extra eingerichtete Internetseite www.alkohol-prävention.de abrufen.
Diese Seite bietet Fachleuten und Pädagogen einen Überblick über die bereits laufenden Maßnahmen im Landkreis und verweist direkt auf die Ansprechpartner vor Ort. "Die empfohlenen Programme haben sich bundesweit als Best Practice bewährt und ihre Wirksamkeit größtenteils über eine wissenschaftliche Evaluierung nachgewiesen“, betonte Dr. Birgit Wollenberg vom Fachbereich Gesundheit des Kreises.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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