29.03.2012 (phg)
Ein Netz von Radaranlagen bauen Marburger Geografen im Süden Ecuadors auf. Mehr als 600.000 Euro hat die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) für dieses Transferprojekt bewilligt. Das hat die
Philipps-Universität am Donnerstag (29. März) mitgeteilt.
Mit dieser Aktion wollen die Geographen die räumliche und zeitliche Verteilung von Niederschlägen in dem südamerikanischen Land beobachten. "Das Monitoring von Niederschlag ist in Ecuador von großer Bedeutung, da das Land einen Großteil seiner Stromproduktion mit Wasserkraft deckt", erläuterte Prof. Dr. Jörg Bendix. Unter dem Titel "Operational rainfall monitoring in southern Ecuador" hatte er das Vorhaben beantragt.
Bedroht sind die Wasserressourcen im Süden Ecuadors vor allem durch den Klimawandel und die sich ändernde Landnutzung. Das wirkt sich auch auf die Biodiversität und die Landwirtschaft aus. Im weltweiten Vergleich gilt das Gebiet der östlichen Andenabdachung in der Provinz Loja als ein Schwerpunkt der Artenvielfalt.
"Niederschlag ist ein Klimaelement, das sich in Raum und Zeit recht chaotisch verteilt", erklärte Bendix zum Hintergrund des Vorhabens. "Gerade in den Tropen lässt es sich nur schwer anhand von Modellen vorhersagen."
In Ecuador kommt es häufig zu Starkregenfällen, die oft verheerende Folgen - etwa Erdrutsche - nach sich ziehen. Mit einer Menge von bis zu 6.000 Millimetern erreicht der Jahresniederschlag in den Hochlagen etwa das Zehnfache des Marburger Wertes.
Andererseits gibt es in der Region sehr trockene Gebiete, wo Landwirtschaft betrieben wird. Unter anderem wird Zuckerrohr angebaut.
"Dort ist die Verteilung des Niederschlags für Bewässerung, Düngung und dergleichen von Belang", legte der Projektleiter dar. Aus diesen Gründen müsse man die raum-zeitliche Regenverteilung kennen, was nur mit Hilfe des Wetterradars möglich sei.
Die Arbeitsgruppe von Bendix forscht seit mehr als zehn Jahren im Süden Ecuadors. Seit 2007 sind die Geografen der Philipps-Universität an der DFG-Forschergruppe beteiligt. Unter anderem wird sie von Marburg aus koordiniert.
Unter dem Titel "Biodiversity and Sustainable Management of a Megadiverse Mountain Ecosystem in South Ecuador" untersucht der Verbund die Artenvielfalt und Landnutzung in der Region. Im Rahmen dieses Programms entwickelten die Wissenschaftler ein Verfahren, wie sich kostengünstige Radargeräte auch in gebirgigem Gelände einsetzen lassen, um Niederschlagsfelder räumlich und zeitlich abzubilden.
Auf dieser Basis soll nun der Prototyp eines Wetterradar-Netzes für Ecuador entwickelt- und eingesetzt werden. Hierfür sieht das Projekt vor, im Süden Ecuadors drei Radargeräte aufzubauen.
sie senden elektromagnetische Wellen aus und empfangen deren Echos, die Aufschluss über Ort und Menge des erfassten Niederschlags geben. Zum Vergleich werden Daten von Niederschlags-Messstellen herangezogen.
Bendix erklärte, dass Ecuador bisher nicht über verlässliche Niederschlagskarten verfügt. Die wenigen Stationen des Wetterdienstes stünden immer in gut erreichbaren Tallagen. Über die Hochlagen wisse man hingegen so gut wie nichts, obwohl sie die Wasserspender für Wasserkraft und Trinkwasserdarstellen.
Von ecuadorianischer Seite wird die Entwicklung des Radarnetzes mit 200.000 US-Dollar unterstützt. Vertragspartner der Philipps-Universität ist insbesondere die Landesregierung der Provinz Loja.
Diese Landesregierung koordiniert wiederum ein Konsortium um den ecuadorianischen Wetterdienst "INAMHI" sowie wichtige nationale Stromversorger. "Die Provinzregierung plant, die Daten im Internet zu veröffentlichen“, berichtete Bendix. Unter anderem solle das als Radarfilm geschehen.
Die DFG fördert Transferprojekte, um Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in eine praktische Anwendung umzusetzen. Zum Beispiel macht sie das durch die Entwicklung von Prototypen. Fürs erste ist die Finanzierung des Marburger Projekts auf drei Jahre beschränkt.
pm: Philipps-Universität Marburg
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