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Märchenhafte Seite


Tanztheater zu Brüdern Grimm für Grundschüler

19.03.2012 (jnl)
"Lasst uns Worte suchen, denn wir lieben Geschichten!" Mit dieser Äußerung begann das Tanztheaterstück "Grimmskrams" am Montag (19. März) auf der großen Bühne des Hessischen Landestheaters Marburg.
Um Märchenmotive der Brüder Grimm hatten die beiden Tänzerinnen überwiegend rein körpersprachlich erzählte Geschichten gewoben. Am ersten Wochentag nach Eröffnung des Jugendtheaterfestivals "kuck schau! spiel!" (KUSS) stand einfallsreiches Tanztheater für Menschen ab 6 Jahren an.
Gepackt wurden die Grundschüler, die jeweils in ganzen Schulklassen gekommen waren, bei ihrem Sinn für das Lösen kniffliger Rätsel und das Detektiv spielen. Viele Kleine hingen mit großen Augen und den Armen auf der Sitzreihe davor. Einige verkündeten ihre Lösungen lautstark.
Besonders die Frage, ob die Schauspieler etwas "extra machen", nämlich zwischendurch mal bewegungslos verharren zum Beispiel, war umstritten. Offenbar gab es tatsächlich eine kleine technische Panne, in der kurz die Musik aussetzte.
Die vielen Tanzfiguren, Sprünge und Drehungen, mit denen Mirjam Henß und Birgit Kaiser ebensoviele Emotionen wie Entdeckungslust und Spannung oder Ängstlichkeit vorführten, frappierten. Mit fliegenden Wechseln ging eins ins nächste über.
Die beiden Kasselerinnenen, die auch schon beim vorangegangenen KUSS dabeigewesen waren, spielten häufig in synchronen Bewegungen. Ab und an schlüpften sie aber auch abwechselnd in eine aktive und eine passive Rolle.
Großes Gejuchze aus dem Publikum ergab sich, als sie "Gespensterangst" spielten und sich beim Aufeinandertreffen immer spektakulär laut "erschreckten". Die Kinder hatten natürlich großes Gespür für "Action" und was man von dem Gesehenen alles prima im eigenen Spielen nachmachen könnte.
Auch die Froschkönig-Szene, wo mit einem grünen Riesenfrosch sowohl Ekel als auch das versuchsweise Küssen ausgekostet wurde, machte den Kleinen einen Riesenspaß. Rapunzels langer Zopf wurde auf Anhieb erkannt.
Das Bühnenbild bestand aus einer kleinen Wand aus weißen Klötzen sowie aus großen Buchstaben aus Holzleisten. Auf die weißen Flächen wurden von den beiden Schauspielerinnen die gefundenen Worte mit schwarzen Magnetbuchstaben angeheftet. Das waren Wörter wie "tapfer" oder "Abenteuer" und "Prinzessin".
Zu Beginn entstand aus den übermannsgroßen Buchstaben das Wort "Wald". Prompt verirrten sich die beiden Tänzerinnen zu "Hänsel und Gretel"-Musik im tiefen Phantasie-Wald.
Gegen Ende der kurzweiligen 60 Minuten wurde dann aus dem umgedrehten "Wald" ein "Schloss". Ende gut, alles gut!
Das Stück war insgesamt für die Aufmerksamkeitspanne der Altersgruppe ein bisschen lang. Allerdings machten sich diejenigen Dötze, die zwischendurch auf die Toilette mussten, auch sichtlich einen Spaß daraus. Geduckt vor der Bühne vorbeizuhuschen, ist doch auch eine "coole" Herausforderung.
Die Dramaturgie von "Grimmskrams" kam gut an beim jungen Publikum. Auf explorative Phasen folgten ruhigere Abschnitte; Mut und Verzagtheit standen abwechselnd im Vordergrund.
Die Erfahrungswelt der Kinder fand sich ausgiebig eingebaut. Ihre Phantasie wurde poetisch mit den Stilmitteln der Körpersprache gekitzelt und angespitzt.
Mehr kann Tanztheater für Kinder im Grundschulalter gar nicht leisten. Das noch nicht sehr lange bestehende Tanztheater-Duo "henß & kaiser" aus Kassel hat mit dieser Produktion bestätigt, dass es beim Kinder-Tanztheater in der ersten oder zweiten Liga vorne mitspielt.
Jürgen Neitzel
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