01.03.2012 (ms)
Die Unterfinanzierung der
Philipps-Universität haben alle Hochschulgremien verurteilt. Einer - von den Studierendenvertretern vorgelegten - Resolution an die Landesregierung haben alle Mitglieder m Montag (13. Februar) in einer gemeinsamen Sitzung des Senats, des Erweiterten Präsidiums und des Hochschulrats einstimmig zugestimmt.
Das Präsidium des Studierendenparlaments, der
Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) und die Fachschaftenkonferenz (FSK) haben sich diesem Appell ebenfalls angeschlossen. Er wurde am Donnerstag (1. März) dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) zugestellt. "Für die Güte des Lehrangebots ist die gegenwärtige Finanzsituation der Universität ein fast unüberwindliches Hindernis", kritisierte die FSK-Vorsitzende Natascha Klee. "Mittel, die eigentlich für einen Qualitätssprung in der Lehre gedacht waren, werden nun gebraucht, um das grundständige Angebot zu finanzieren. Manche Fächer seien so überlastet, dass sie kaum mehr studierbar seien."
"Die Philipps-Universität befindet sich in einer Situation, in der die zur Verfügung stehenden regulären Haushaltsmittel bei steigenden Studierendenzahlen nicht hinreichend mitwachsen", erläuterte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause "Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist noch nicht einmal erreicht.“
Die zunehmende Abhängigkeit der Forschung und Lehre von Drittmitteln präge die Ausrichtung der Wissenschaft. "Sie verfolgt so zunehmend privatwirtschaftliche Interessen", bemängelte die AStA-Vorsitzende Linda Spieckermann. "So wird die Entwicklung der Hochschule hin zu einer Bildungsfabrik zementiert, die nunmehr gleichgeschaltetes, arbeitsmarktkompatibles Humankapital produziert, anstatt Menschen darin zu unterstützen, selbstbestimmt, kritisch und kreativ zu sein und zu leben.“
Der Hochschulratsvorsitzende Prof. Dr. Dr. Dr.. Uwe Bicker betonte die Bedeutung der aufgabenadäquaten Finanzierung der Hochschule: "Nur eine ausreichende Grundsicherung garantiert, dass die umfassenden Aufgaben in Forschung und Lehre dauerhaft und in konkurrenzfähigem Maßstab wahrgenommen werden können.“
Die Resolution richtet sich gegen die massiven Kürzungen der hessischen Landesregierung an den Universitäten durch den hessischen Hochschulpakt. Die Kürzungen entfalten erst Stück für Stück ihre volle Durchschlagskraft.
Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann hatte anlässlich des Richtfests des Chemie-Neubaus auf den Lahnbergen "den hohen Stellenwert, den Wissenschaft, Forschung und Lehre in Mittelhessen für die Landesregierung haben“, betont. "Das Statement der Wissenschaftsministerin erscheint nicht nur ironisch, sondern Frau Kühne-Hörmann verschliesst die Augen vor ihrem eigenen Versagen bei der Finanzierung der Hochschulen", kommentierte Christian Döring vom Vorstand der FSK die Aussagen der Ministerin. Angesichts von derzeit mindestens 700 Millionen Euro Investitionsrückstau allein in Marburg und der massiven Sparmaßnahmen an vielen Stellen sei diese Aussage blanker Hohn.
An einigen Fachbereichen würden Lehrveranstaltungen von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern gegeben, ohne dass sie dafür bezahlt werden. Im Mittelbau wurden so viele Stellen gekürzt, dass die Anzahl der Seminare massiv abgenommen hat.
"Es gibt inzwischen Fächer, in denen das Studium nicht in Regelstudienzeit beendet werden kann, weil zu wenig Seminare angeboten werden", fügte Klee hinzu. "Das ist nicht hinnehmbar", empörte sich die 22- jährige Studentin.
Die Kürzungen führen auch dazu, dass im Studium notwendige Exkursionen nicht mehr möglich sind und auf Jahre hinaus nicht mehr stattfinden. Die FSK fordert deshalb die Landesregierung und den Hessischen Landtag auf, in Zukunft den "hohen Stellenwert", den sie den Universitäten zuerkennen, auch in ihrer Politik zum Ausdruck zu bringen und dafür Sorge zu tragen, dass die Universitäten in Hessen endlich in der Lage sind, ihre Aufgaben in Lehre und Forschung zu erfüllen.
Bereits das am Dienstag (14. Februar) ergangene Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zu der Professuren-Besoldung zeige sehr gut wie die schwarz-gelbe Landesregierung bei der Hochschulpolitik versagt habe.Nach dem Urteil zur Privatisierung der Universitätskliniken Giessen und Marburg sei das nun schon das zweite Urteil des BVerfG gegen die Hochschulpolitik des Landes Hessen.
Matthias Schulz/pm
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