28.02.2012 (fjh)
Multiresistente Erreger (MRE) stellen eine zunehmende gesundheitliche Bedrohung in der medizinischen Versorgung dar. Ihre effektive Bekämpfung setzt eine koordinierte, überregionale Vorgehensweise der Akteure im Gesundheits- und Pflegewesen sowie einen zielgerichteten Austausch von Wissen und Erkenntnissen voraus.
"Durch seine aktive Mitgliedschaft im MRE-Netz Mittelhessen nimmt der
Landkreis Marburg-Biedenkopf seine Verantwortung wahr und weitet sein Engagement in diesem Bereich aus", erklärte der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Karsten McGovern am Dienstag (28. Februar). "Antibiotika sind zweifellos einer der wesentlichen Fortschritte der modernen Medizin", bemerkte Dr. Martin Just vom Fachdienst Gesundheitsaufsicht und Infektionsabwehr des Landkreises. "Anfängliche Hoffnungen, dass sie geeignet seien, Infektionskrankheiten zu besiegen, haben sich indes nicht bestätigt."
Vielmehr offenbare sich zunehmend, dass der breite und oft unkritische Einsatz der Antibiotika erhebliche Probleme nach sich zieht. Krankheitserreger werden gegenüber den eingesetzten Antibiotika unempfindlich.
Eine Multi-Resistenz liegt vor, wenn Keime gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Beispiele dieser multiresistenten Erreger sind "„MRSA", "VRE" und "ESBL". Das sind Bakterien, die gegen spezielle Antibiotika unempfindlich sind oder die wegen besonderer Eigenschaften in der Lage sind, Antibiotika zu spalten und damit unwirksam zu machen. Nach Einschätzung der Europäischen Gesundheitsbehörde (ECDC) stellen MRE die bedeutendste Krankheitsbedrohung in Europa dar. Von der Problematik sind insbesondere Krankenhäuser betroffen.
Die Rate der Infektionen mit MRE ist hoch. In den letzten Jahren hat sie teilweise rasant zugenommen.
Jährlich erwerben rund drei Millionen Menschen in Europa eine Krankenhausinfektion. Dabei kommt es zu etwa 50.000 Todesfällen.
"Wir möchten alle Akteure des Gesundheits- und Pflegewesens für die Mitwirkung im MRE-Netz Mittelhessen gewinnen“, sagte Amtsarzt Dr. Ingo Werner. "Unter der Koordination des öffentlichen Gesundheitsdienstes sollen dabei einheitliche und verbindliche Verfahrensweisen im Umgang mit MRE unter der Zielsetzung der optimalen Nutzung vorhandener und erforderlicher Maßnahmen zur Erkennung, Behandlung und Bekämpfung multiresistenter Erreger erarbeitet und durchgesetzt werden."
Daher wurden alle Krankenhäuser, Arzt- und Zahnarztpraxen, Dialyseeinrichtungen, Einrichtungen für ambulantes Operieren, Hebammen und Entbindungseinrichtungen, Alten- und Pflegeheime, Ambulante Pflegedienste, Rettungs- und Krankentransport-Dienste, Podologie- und Fußpflegepraxen sowie Medizinische Rehabilitationseinrichtungen vom Fachbereich Gesundheit angeschrieben und gebeten, Mitglied im MRE-Netz Mittelhessen zu werden und am Mittwoch (21. März) ab 14 Uhr an der Auftaktveranstaltung in der Kongresshalle Gießen teilzunehmen. Allein aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf haben zwischenzeitlich mehr als 50 Teilnehmer zugesagt. Unabhängig davon ruft der Landkreis alle Akteure und Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegewesens auf, Mitglied im MRE-Netz Mittelhessen zu werden.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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