29.05.2008 (sts)
"Das ist ein Freudentag für die Stadt Marburg und der Lohn unserer guten Arbeit“, sagte ein sichtlich begeisterter Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD). Mit der Unterzeichnung des Vertrags zwischen der Deutschen Bahn Services Immobilien GmbH und der Gemeinnützigen Wohnungsbau GmbH Marburg (GeWoBau) trete der Umbau des Hauptbahnhofs von der "Planungs- in die Realisierungsphase“, fügte Vaupel hinzu.
Der Vertrag wurde am Donnerstag (29. Mai) im GeWoBau-Verwaltungsgebäude unterzeichnet. Das kommunale Wohnungsunternehmen erwirbt damit das erste und zweite Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes. Diese Etagen wird man sanieren und umbauen, um dort Wohnungen und Gewerbeflächen einzurichten. Die Gesamtkosten für die GeWoBau belaufen sich auf rund zwei Millionen Euro.
Im Gegenzug verpflichtet sich die
Deutsche Bahn AG (DBAG), das Erdgeschoss und die Gleisanlagen barrierefrei auszubauen und aufzuwerten.
Das Reisezentrum soll deutlich vergrößert und die Versorgung der Reisenden mit einem attraktiven Branchen-Mix aus Handel, Dienstleistungen und Gaststättenbetrieben verbessert werden. Auch ein Mobilitätszentrum - ähnlich wie das von den
Stadtwerken Marburg (SWM) am Rudolphsplatz betriebene - ist Bestandteil der Planungen. Die Bahn will insgesamt neun Millionen Euro in das Projekt investieren.
Bereits am Montag hatten die Stadtwerke für 380.000 Euro das Grundstück gekauft, auf dem sich das Parkhaus am Bahnhof befindet. Das war ein erster Schritt in Richtung der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes, in den die
Stadt Marburg ab Ende 2009 rund 5,8 Millionen Euro investieren möchte. 3,3 Millionen Euro davon sollen durch Zuschüsse des Landes Hessen finanziert werden.
Vaupel verwies auch auf den ebenfalls am Mittwoch (28. Mai) unterzeichneten Vertrag zwischen der
Sparkasse Marburg-Biedenkopf (SKMB) und dem
Land Hessen. Er betrifft das ehemalige Brauerei-Gelände am Pilgrimstein.
"Dies ist ein entscheidender Schritt für die weitere Campus-Planung“, sagte das Stadtoberhaupt.
Trotz der langwierigen und schwierigen Verhandlungen lobten alle Beteiligten die Zusammenarbeit für die Neugestaltung des Hauptbahnhofs, der im Jahr 2009 sein 100-jähriges Jubiläum feiert. "Es ging hart, aber fair zu“, meinte Thomas Hunsänger von der DB Services Immobilien GmbH.
GeWoBau-Geschäftsführer Bernd Schulte betonte die Einmaligkeit des Projekts und seine herausragende Stellung für die Stadt Marburg. Allerdings musste er den veranschlagten Baubeginn erneut nach hinten verschieben. Die Arbeiten könnten nicht bereits zum Jahresende 2008 anfangen, sondern erst im Frühjahr 2009.
"Wir wollen die Arbeiten mit der Bahn genau aufeinander abstimmen“, begründete er die Verschiebung.
Wichtiger als der genaue Baubeginn sei ohnehin die Tatsache, dass nun definitiv gebaut werde, ergänzte Vaupel.
"Mir ist es besonders wichtig, dass das von uns investierte Geld auch wieder in Marburg ausgegeben wird“, sagte Vaupel weiter. Die Bahn hatte zugesichert, die Einnahmen aus den Immobiliengeschäften komplett in die Umgestaltung des Hauptbahnhofs zu reinvestieren.
Interessenten für die neu entstehenden Wohn- und Gewerbeflächen gebe es bereits, berichtete Schulte. Ein Mediziner wolle aufgrund der verkehrsgünstigen Lage dort seine Praxis einrichten. Und auch aus dem studentischen Milieu habe es schon Anfragen für die geplanten Appartments gegeben.
In vielen anderen Städten sei das Marburger Modellprojekt zudem mit großem Interesse verfolgt worden. Dort würden nun auch Überlegungen hinsichtlich des Projekts "Wohnen im Bahnhof“ angestellt. Es müssten aber "viele Faktoren zusammenkommen" und es sei "im Einzelfall zu prüfen“, ob weitere Projekte dieser Art auf die Schiene gestellt werden könnten, dämpfte Hunsänger schon mal die Hoffnung auf die massenweise Sanierung von Bahnhofsgebäuden auf diesem Wege. Die Freude in Marburg dürfte dadurch aber nicht gedämpft werden.
Stephan Sonntag
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