01.02.2012 (fjh)
Unter dem Motto "Reisen mit Begleitung in die ganze Welt“ gelangen die Kunden des Marburger Reisebüros "Weitsprung“ seit mehr als 15 Jahren zu den schönsten Fleckchen der Erde von A wie Allgäu bis V wie Vietnam. Für ein Reisebüro ist das auf den ersten Blick eigentlich nichts Besonderes. Aber dieser Anbieter ist ein gemeinnütziger Integrations- und Ausbildungsbetrieb.
Behinderte und nichtbehinderte Mitarbeiter aus dem kaufmännischen, sozialen und pflegerischen Bereich betreiben ein konventionelles Reisebüro in der Kernstadt. Als Reiseveranstalter haben sie sich auf "Barrierefreien Tourismus“ spezialisiert.
Das wurde kürzlich mit bundesweitem Echo honoriert. Der Reiseveranstalter hat am Freitag (19. Januar) in Stuttgart den "Goldenen Rollstuhl 2012“ in der Kategorie "Reiseanbieter" bekommen. Der "Goldene Rollstuhl" ist eine Auszeichnung für besonders herausragende barrierefreie Reiseangebote.
Bei einem Pressegespräch präsentierten Birgit Glöckner und Martin Smik von der Geschäftsführung des Marburger Unternehmens am Dienstag (31. Januar) der Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach stolz den Preis und erläuterten die "Philosophie", die hinter diesen Reiseangeboten steht. Mit vier fest angestellten Mitarbeitern und rund 400 ehrenamtlichen Kräften ist das Reisebüro-Team mit seinen Kunden in der ganzen Welt unterwegs. Dabei sind die Reisegruppen sehr heterogen und ihre Beweggründe für eine Buchung bei dem Marburger Reisebüro vielfältig.
Da sind Reisende, denen im fortgeschrittenen Alter einfach das Koffertragen zu schwer geworden ist; andere, die zwar Großstädte lieben, aber mit der Orientierung nicht mehr so sicher sind. Hinzu kommen Rollstuhlfahrer, die sicher sein wollen, bequem mit behindertengerechten Verkehrsmitteln zu reisen und in entsprechenden Zimmern zu logieren. Aber auch Familien mit behinderten Angehörigen nutzen die Gelegenheit, zusammen auf Reisen zu gehen.
Laut Smik gibt es dabei fast keine Grenzen. So kann er sich gut an einen Reisegast in Pflegestufe 3 erinnern, der sich mit zwei Reisebegleitern des Teams seinen Traum vom Australien-Urlaub erfüllen konnte.
Die Reiseassistenten wohnen im selben Hotel wie die Reisegäste. Sie gehen auf Wünsche ein und geben alle Hilfen von Koffertragen über Mobilität und Orientierung bis hin zur pflegerischen Versorgung in allen Pflegestufen.
Damit der Reisepreis erschwinglich bleibt, ist die ehrenamtliche Mitarbeit ein zentraler Bestandteil des Angebots. Hier besteht in Marburg ein enger Kontakt zur Freiwilligenagentur.
Mittlerweile ist eine Zusammenarbeit mit Partnern aus der ganzen Welt entstanden. Auf internationalen Touristikmessen wie der "Caravan Motor Touristik" (CMT) in Stuttgart und der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) findet der barrierefreie Tourismus bereits große Beachtung.
"Das Angebot von Weitsprung passt gut in unsere Zeit und unsere Stadt“ betonte die Sozialdezernentin. Marburg habe erst kürzlich bei der Preisverleihung des "Access City Award" in Brüssel wegen des langjährigen Engagements für die Barrierefreiheit wieder eine besondere Wertschätzung erfahren.
Im Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM) sind im Rahmen eines Integrationsangebots auch Menschen mit starken Höreinschränkungen beschäftigt. Mit dem neu ausgelobten "Jürgen-Markus-Preis" werden künftig alle 2 Jahre Maßnahmen, Initiativen und Projekte in der Universitätsstadt Marburg gefördert, die zum Abbau von Barrieren in Straßen und Häusern, zum Aufbau des freien Zugangs zu sozialem Leben und Kultur und zur Teilhabe und Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderungen führen.
pm: Stadt Marburg
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