12.01.2012 (sus)
Marburger Onkologen haben einen Resistenzmechanismus bei Krebs entdeckt. Sie haben herausgefunden, wie krebsanfällige Zellen resistent gegen eine Standardtherapie werden.
Die Forscher untersuchten Knochenmarkzellen, die das krebs auslösende Gen "BCL-ABL" tragen. Sie stellten fest, dass diese Zellen dem Arzneimittel "Imatinib" erstaunlicherweise eher widerstehen, wenn sie nur geringe Mengen des Genprodukts erzeugen als wenn dessen Konzentration hoch ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Onkologen in der Fachzeitschrift "Blood".
Das Arzneimittel "Imatinib" ist das Standardpräparat gegen chronische myeloische Leukämie. Die Krankheit geht mit einer unkontrollierten Vermehrung von weißen Blutkörperchen einher. Sie führt zum Tod, wenn sie nicht behandelt wird.
"Imatinib" hemmt die Aktivität des Krebs auslösenden Gens "BCR-ABL", das für die krebstypische unkontrollierte Zellteilung verantwortlich ist. Mitunter können Krebszellen jedoch resistent gegen den Wirkstoff werden, so dass es zu Rückfällen kommt.
"Die biologischen und genetischen Kennzeichen überlebender Krebszellen sind bislang weitgehend unbestimmt geblieben", erklärte Prof. Dr. Andreas Burchert. Die Wissenschaftler haben nun die Ursache für die Resistenz herausgefunden. Dafür haben sie überlebende Krebszellen analysiert.
Dabei kam heraus, dass eine Behandlung mit "Imatinib" die Anzahl von Zellen vermindert, die BCL-ABL-Genprodukte erzeugen. Außerdem wiesen die überlebenden Zellen weniger BCL-ABL-Genprodukte auf als Zellen zum Zeitpunkt der ersten Leukämie-Diagnose.
Die Wissenschaftler gingen diesem Befund experimentell weiter auf den Grund, indem sie ein künstliches Genkonstrukt in Knochenmarkzellen einschleusten, das zu einer geringen Produktion von BCR-ABL führt. Sie stellten fest, dass diese Zellen tatsächlich weniger auf Imatinib ansprechen als Zellen mit hohem BCR-ABL-Produktionsniveau. "Unsere Befunde könnten Bedeutung für künftige Behandlungsstrategien bei chronisch myeloischer Leukämie haben", erläuterte Burchert.
pm: Philipps-Universität Marburg
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