07.01.2012 (fjh)
"Das Jahr 2011 hat uns in Atem gehalten", sagte Landrat Robert Fischbach zur Begrüßung auf dem Neujahrsempfang des
Landkreises Marburg-Biedenkopf am Freitag (6. Januar) vor 270 Besuchern. "Bekommen wir noch alles zusammen, was über unsere Welt hereingebrochen ist?"
Der Landrat erinnerte an die Euro-Krise zehn Jahre nach der Einführung
des Euro und an die damit verbundene Griechenland-Krise. Europa und der Euro befänden sich in der Krise und müssten jetzt ihre größte Herausforderung bestehen.
Fischbach betonte, dass das Erdbeben und der Tsunami in Fukushima die ganze Welt in Atem gehalten habe. Als Folge sei der Jahrzehnte lang wogende Kampf um die Nutzung der Kernenergie beendet worden. Das alles gelang im großen gesellschaftlichen Konsens, was wiederum die Diskussionen um den Einstieg in die erneuerbaren Energien mit großer Macht befeuert habe.
Im Landkreis sei im letzten Jahr natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Kommunalwahl gerichtet worden. Nach der Neuwahl des Kreistags sei die Koalition aus CDU, Bündnis 90/Grüne und Freie Wähler bestätigt worden, obwohl auch andere Konstellationen denkbar gewesen wären. Die schon über zehn Jahre währende Zusammenarbeit erleichtere das Tagesgeschäft und vermindere Reibungsverluste.
Bereits seit 2007 verfolgt der Landkreis dass Ziel, bis zum Jahr 2040 die Energie, die im Kreis verbraucht wird, selbst aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen. Die Energieerzeugungsanlagen würden allerdings viel dichter ins persönliche Lebensumfeld eindringen, als das in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Bürgerinnen und Bürger werden direkter betroffen sein.
Darüber hinaus erläuterte der Landrat die Aktivitäten des Landkreises im Bereich der Breitbandversorgung, die für die Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden von enorm großer Bedeutung seien. Fischbach nannte Beispiele aus der erfolgreichen Arbeit der Gesundheitsregion, betonte die Bedeutung des Lückenschlusses der Bundesstraße B3a und ging abschließend noch auf die Finanzen des Landkreises ein.
In seiner Neujahrsrede vom 8. Januar 2010 habe er die Prognose dargestellt, dass das kommunale Defizit von damals 75 Millionen auf 235 Millionen Euro bis zum Jahr 2013 anwachsen werde. Ein jetzt prognostiziertes Defizit von 130 Millionen Euro bis Ende 2013 sei zwar kein Grund zum Jubeln, aber doch deutlich besse als gedacht. "Wir können darauf stolz sein, eines der niedrigsten Defizite aller Landkreise in Hessen und auch eine der niedrigsten Verschuldungen aller Landkreise in Hessen zu haben", freute sich Fischbach.
Die Festrednerin Prof. Dr. Martina Klärle von der Fachhochschule Frankfurt am Main ging in ihrem Vortrag auf die Chancen der Erneuerbaren Energien ein. In ihrem konkreten und praxisbezogenen Vortrag stellte sie klar, dass sie sich als eine Botschafterin für erneuerbare Energien sieht.
Hier herrsche eine Aufbruchsstimmung, die auch in den nächsten zehn Jahren noch anhalten werde. Klärle machte deutlich, dass mit der Energiewirtschaft auch eine Wertschöpfung einhergehe etwa durch Pachteinnahmen bei Windkraftanlagen.
Hier müssten die Kommunen zusammenhalten. Man solle die erneuerbaren Energien auch als wichtige Einnamequelle sehen, denn die Energiewende werde in der Fläche - auf dem Land - entschieden. Dort solle auch die Wertschöpfung gehalten werden.
Beispiele aus dem Projekt "ERNEUERBAR KOMM" im Regierungsbezirk Gießen konnte sie herunter brechen auf den Landkreis. Dabei ging sie anhand von bestimmten Kommunen im Landkreis auf die Chancen vor allem der Windenergie und der Solarenergie, aber auch auf die Möglichkeiten der Biomasse, von Wasserenergie sowie der Geothermie ein.Beispielsweise könne ein großes Windrad die Energie für bis zu 20.000 Menschen liefern. Viele Möglichkeiten der Photovoltaik seien auch noch nicht ausgeschöpft. So könne man auf den Flächen nahe der Bahnstrecken oder auch an Autobahnen solare Energie gewinnen.
Auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf sei das Ziel, 100 Prozent der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energien selbst zu erzeugen, auf jeden Fall machbar. Im Internet unter
www.erneuerbarkomm.de sind viele Informationen auf der Ebene der Städte und Gemeinden leicht abrufbar.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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