01.01.2012 (fjh)
"Am 30. Mai ist der Weltuntergang." Vor annähernd 50 Jahren ertönte dieses lustige Lied über eine Prophezeiung, die dann allerdings nicht eingetreten ist. Möglicherweise wird dieser Karnevalsschlager in der närrischen Session 2012/2013 aber erneut zum Renner werden.
Allerdings müsste dann statt dem 30. Mai der 21. Dezember ins Metrum eingebunden werden, was wohl nicht ganz einfach wäre. Jedenfalls prophezeien einige Zeitgenossen für Donnerstag (21. Dezember) den Weltuntergang.
Dieses Datum verdanken sie einem Maja-Kalender, den sie entsprechend interpretieren. Einige erwarten für das Jahr 2012 die Apokalypse, andere nur eine Änderung jener geheimnisvollen Kräfte, die die Welten bewegen.
Trotzdem ist der Jahreswechsel einigermaßen normal verlaufen. In der Nacht zum Neujahrstag hat es gekracht, gezischt und gestunken wie jedes Jahr.
Manche Böller waren etwas lauter als früher, weil durch eine europaweite Vereinheitlichung erstmals auch stärkere Sprengkörper zugelassen waren. Manche Raketen waren etwas bunter oder zauberten interessantere Bilder an den nächtlichen Sylvesterhimmel als früher.
Ansonsten aber war alles wieder genauso wie jedes Jahr. Einige zündeten ihre ohrenbetäubenden und gefährlichen Feuerwerkskörper direkt neben vorüberkommenden Passanten, ohne sich um deren Gefährdung ernstlich zu sorgen. Andere hantierten verantwortungsvoller mit ihren Böllern.
Wer zwischen 22 und 22.30 Uhr durch die Oberstadt ging, der bekam all das allerdings nur aus sicherer Entfernung mit. Erfreulicherweise ist die historische Altstadt Marburgs seit 2010 bereits böllerfrei. Auch am Schloss ist 2011 das Abfeuern von Böllern verboten.
Nur von Ferne hörte man dort also am Abend das Knallen und Krachen unterhalb im Lahntal, bis man die Oberstadt wieder verließ und in die ebenen Niederungen hinabstieg. Hier zündete es dann umso lauter, öfter und leuchtender.
Ursprung der gefährlichen Geldverschwendung zum Jahreswechsel war dereinst der Wunsch gewesen, böse Geister durch das Knallen zu erschrecken und zu vertreiben. Allerdings ist sehr fraglich, ob Geister - wenn es sie denn überhaupt gibt - genauso schreckhaft sind wie Hunde, Katzen oder auditiv sensible Menschen, denen der Lärm in den Ohren wehtut.
Vielleicht gelingt mit dem Feuerwerk aber genau das Gleiche, was Marburgs Magistrat und der Universitätsverwaltung durch den Anti-Böller-Beschluss geglückt ist: Wenn der Weltuntergang wenigstens die Oberstadt und das Schloss unangetastet ließe, dann könnten sich die Marburger wirklich freuen. Abgesehen davon wäre es dann ja gar kein wirklicher Weltuntergang, sondern nur der viel beschworene Untergang des Abendlandes.
Franz-Josef Hanke
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