31.12.2011 (fjh)
Kam er zu seinem Besuch in Marburg am Donnerstag (14. April) noch als respektiertes Staatsoberhaupt, so hat Christian Wulff durch seine einträgliche Nähe zu solventen Freunden aus der Unternehmerschaft seither deutlich an Ansehen eingebüßt. Fraglich ist, ob er das Jahr 2012 noch im Amt des Bundespräsidenten abschließen wird.
Genau entgegengesetzt stellt sich die Entwicklung für Marburgs Stadtoberhaupt dar. Bei der Direktwahl zum Oberbürgermeister errang Egon Vaupel schon im ersten Wahlgang 59,3 Prozent der abgegebenen Stimmen. Damit bleibt der SPD-Politiker weiterhin Oberbürgermeister der
Universitätsstadt Marburg.
Grund zum Feiern hatte Vaupel auch wegen der Städtepartnerschaft mit Poitiers. Seit 1961 sind die beiden Universitätsstädte in Deutschland und Frankreich bereits miteinander verbunden. Dieses Jubiläum wurde zunächst beim "Marburger Hafenfest" am Samstag (28. Mai) und dann ausgiebig während des Stadtfests "Drei Tage Marburg" (3TM) von Freitag (7. Juli) bis Sonntag (9. Juli) gefeiert.
Einen Anlass zum Feiern gab es auch für die
Deutsche Vermögensberatung (DVAG). Im November konnte ihr Gründer Prof. Dr. Reinfried Pohl den Neubau des 50 Millionen Euro teuren Schulungszentrums am Lahnufer nördlich der Elisabethbrücke eröffnen. Gleichzeitig wurde die neu angelegte Straße auf dem Damm entlang der Lahn nach seiner verstorbenen Ehefrau in "Anneliese-Pohl-Allee" benannt.
Noch nicht fertiggestellt ist zum Jahreswechsel allerdings das benachbarte DVAG-Verwaltungsgebäude an der Bahnhofstraße. Das Eckhaus direkt hinter der Elisabethbrücke sowie das lahnaufwärts daneben aufragende Schulungszentrum werden künftig das Erscheinungsbild Marburgs für Ankömmlinge per Bahn oder für einige Autofahrer prägen.
Zahlreiche Bauarbeiten an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet sind die Hinterlassenschaft verschiedener Konjunkturpakete des Bundes und des
Landes Hessen. Während die meisten bereits abgeschlossen sind und - wie die Universitätsstraße - der Stadt neuen "Glanz" verleihen, ist der Umbau des Bahnhofsvorplatzes zum Jahreswechsel noch in vollem Gange.
Auch politisch bleiben noch einige "Baustellen" für die Kommunalpolitik. Am schwierigsten wird es wohl werden, die vergleichsweise günstige Finanzlage der Stadt trotz geringerer Mittelzuweisungen des Landes einigermaßen zu retten.
Die quälenden Debatten über eine Seilbahn zu den Lahnbergen werden wohl weitergehen. Hinzu gekommen ist im Jahr 2011 die originelle Idee des pensionirten städtischen Baudirektors Elmar Brohl, einen Schräglift von der Wasserscheide aus hinauf zum Schloss zu bauen. Die Themen werden der Kommunalpolitik also nicht so schnell ausgehen.
Noch nicht ausgegangen sind bisher auch Deutschlands Atomkraftwerke, wenngleich massenhafte Proteste dagegen die Bundesregierung zum Einknicken und letztlich dann zum Ausstieg aus der Atomenergie bewegt haben. Bereits drei Tage nach der Atomkatastrophe in Fukushima am Freitag (11. März) fand der erste Marburger Montagsspaziergang gegen Atomkraft statt. Bis zu 1.000 Menschen beteiligten sich in den darauffolgenden Monaten an den allwöchentlichen Demonstrationen in Marburg.
Auch Vaupel war bei diesen Protestaktionen dabei. Er zeigte sich stolz darüber, dass er Oberbürgermeister einer Stadt mit einer solch engagierten Bevölkerung sein dürfe.
Das Jahr 2012 wird der Oberbürgermeister beim traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Marburg mit einem Rückblick auf 2011 einläuten. Der marburgnews-Mitarbeiterin Susanna Strauß hat Vaupel bereits vorab eine
Kurzfassung seines Jahresrückblicks vorgetragen.
Franz-Josef Hanke
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