31.12.2011 (fjh)
"Der Schlaf der Geige" war wohl die beeindruckendste Theaterproduktion des Jahres 2011. Autor und Hauptdarsteller Willi Schmidt präsentierte in der
Waggonhalle mit diesem Stück gemeinsam mit Mareike Kempe auf sehr eindringliche Weise die Geschichte eines Opfers der nationalsozialistischen Euthanasie-Mordmaschinerie.
Gegen diese herausragende Qualität kam selbst das
Hessische Landestheater Marburg nicht an. Gleichwohl gab es auch hier einige gute Inszenierungen.
Gescheitert ist indes der wohlmeinende Versuch, jungen Absolventen des Studiengangs "Angewandte Theaterwissenschaften" der
Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen eine Bühne zu bieten. Was die Studierenden des eigenwilligen Enfants Terrible Prof. Heiner Göbbels da ablieferten, das konnte selbst gutwillige Theaterbesucher nur vergraulen.
"Das Gegenteil von gut ist Gut gemeint", sagt eine bissige Redensart. Das gilt nicht nur für die Bereitschaft des Theaterintendanten Matthias Faltz zu Aufbrüchen in theatralisches Neuland, sondern auch für manche andere Kulturinitiative des Jahres 2011.
Gelungen indes ist die Erweiterung des Programmangebots auf der "Elisabeth II". Seit dem Sommer können Fahrgäste des elfsitzigen Lahnschiffs nun an Bord auch ein kleines Improvisationstheater erleben.
Dieses Schmankerl ist ein weiterer Baustein im Konzept der Aktion "Marburg an die Lahn". Der Ausbau des einstigen Lahnvorland-Parkplatzes unterhalb der Uferstraße zu einem "Strand" hat großzügige Räume für Freizeit und Kultur direkt am Fluss geschaffen.
Kehrseite der Belebung dieses Bereichs ist allerdings eine steigende Kriminalitätsentwicklung zwischen Marktdreieck, Elisabeth-Blochmann-Platz, Gerhard-Jahn-Platz und der Uferstraße.
Doch an sonnigen Tagen ist dieser Bereich mit den neuen "Lahnterassen" zumindest zwischen 10 und 18 Uhr eine echte Bereicherung. So konnte die
Universitätsstadt Marburg hier auch gleichzeitig mit dem "Marburger Hafenfest" am Samstag (28. Mai) und vor allem während des Stadtfests "Drei Tage Marburg" (3TM) von Freitag (7. Juli) bis Sonntag (9. Juli) das 50-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft mit der französischen Universitätsstadt Poitiers feiern.
Ein Höhepunkt gänzlich anderer Art ist der im Dezember 2011 erschienene Gedichtband "
kurze knappe" von Sabine Ferber. 44 Gedichte hat die langjährige marburgnews-Mitarbeiterin darin zusammengestellt, die Eindrücke, Erlebnisse und Gefühle der Journalistin in konzentriert komprimierter und zugleich raffiniert konstruierter Form ausdrücken. Ihre Texte sind im wahrsten Sinne des Wortes das, was gute Gedichte generell sein sollten: "Spiegel der Seele"!
Franz-Josef Hanke
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