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Bildung 2011


Genie, Mittelmaß und mehr Studis

31.12.2011 (fjh)
Über eine neue Leibniz-Preisträgerin freute sich die Philipps-Universität am Donnerstag (8. Dezember). Mit Prof. Dr. Friederike Pannewick hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit ihrer höchsten Auszeichnung erstmals eine Arabistin gewürdigt. Seit 2007 lehrt und arbeitet die 45-jährige Wissenschaftlerin am Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS).
Eher unbeachtet geblieben ist dagegen ein wahrscheinlich noch wesentlich wichtigeres wissenschaftliches Jubiläum. Den 300. Geburtstag von Prof. Dr. Michail Wassiljewitsch Lomonossow am Samstag (19. November) haben die Philipps-Universität und die Stadt Marburg nur sehr verhalten gewürdigt. Dabei hatte der erste und bedeutendste Universalgelehrte Russlands zwischen 1736 und 1739 sowie von 1740 bis 1741 in Marburg studiert.
Noch größere Ignoranz bewiesen Geleerte der Philipps-Universität im Umgang mit Prof. Dr. Johan Galtung. Den Begründer der Friedensforschung in Europa luden sie von einer Tagung zum Thema "Neofaschismus" aus, weil er ihnen anscheinend zu kritische Gedanken vertrat.
Das Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) machte diese peinliche Schlappe allerdings wieder wett, indem es den 81-jährigen Norweger zu zwei Vorträgen in Marburg einlud. Unter dem Titel "Libyen: Diagnose, Prognose, Therapie" sprach der Träger des Alternativen Nobelpreises am Mittwoch (14. Dezember) im überfüllten Landgrafenhaus. Einen Tag später äußerte er sich im Hörsaalgebäude zu den Hintergründen des neofaschistisch motivierten Attentats von Anders Breivik auf das Regierungsviertel und ein Zeltlager in der norwegischen Hauptstadt Oslo am Freitag (22. Juli).
Einige bedeutende Wissenschaftler konnte die Philipps-Universität 2011 durch "Bleibeverhandlungen" in Marburg halten. Doch in vielen Bereichen fehlt es der Hochschule an Geld, nachdem das Land Hessen trotz heftiger Proteste fast aller Betroffenen immer weitere Einsparrunden vorgenommen hat.
Besser ausgestattet sind dagegen die Marburger Schulen. Eine Vielzahl von Neu-, An- und Umbauten wurde im Sommer 2011 fertiggestellt.
Notwendig geworden sind die meisten davon durch die Überalterung der Bausubstanz. Aber auch die - immer noch umstrittene - Verkürzung der Gymnasialausbildung von neun auf acht Jahre machte die Einrichtung von Schulkantinen und Räumen für die nachmittägliche Schülerbetreuung notwendig.
Dank der verkürzten Gymnasialzeit (G8) und der Abschaffung der Wehr- und Zivildienstpflicht verzeichnet die Philipps-Universität im Wintersemester 2011/2012 mehr Studierende als je zuvor. Das wiederum hat eine Verbesserung der Busanbindung zu den Lahnbergen erforderlich gemacht, wohin im Laufe des Jahres weitere Kliniken und Universitätsinstitute umgezogen sind.
Sicherlich kommen die gestiegenen Studierendenzahlen auch dem Marburger Einzelhandel zugute. Allein Wohnungssuchende leiden nun unter einer viel größeren Nachfrage, unter Wohnraumverknappung und einer Erhöhung der Neumieten.
"Andere Städte haben eine Universität; Marburg ist eine Universität." Dieser altbekannte Ausspruch bewahrheitet sich 2011 einmal mehr, prägt die älteste staatliche Universität Europas doch die Stadt wie das Herz eines Menschen seinen Pulsschlag.
Franz-Josef Hanke
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