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Einfall für Bastionsspitze


Neuer Ausguck beim Landgrafenschloss

15.12.2011 (fjh)
Einen neuen Ausguck auf der Bastionsspitze des Hexenturms beim Marburger Landgrafenschloss hat die Universitätsstadt Marburg am Donnerstag (15. Dezember) vorgestellt. Damit wurde das wiederhergerichtete Bauwerk vollendet, ohne die wahre historische Vorlage nachzuvollziehen.
Als Landgraf Karl ab 1685 mit der Neubefestigung der Festung Marburg begann, war der Bau von Bastionen Standard der Militärbautechnik. Eine Bastion ist ein im Grundriss fünfeckiges Bauwerk, das vor dem Wall oder der Mauer hervorsteht.
In Kombination mit benachbarten Bastionen lässt dieses System kreuzendes Feuer vor den Stirnen der Bastionen zu. Das garantiert, dass alle Flächen vor der Front mit Gewehren oder Geschützen bestrichen werden können.
Auf den Spitzen dieser Bastionen errichtete man Wachthäuschen, damit von dort ein Wachtposten die seitlichen Mauern kontrollieren konnte. Diese Wachthäuser waren immer massiv, um die Posten gegen feindliches Feuer abzusichern, wenn sie an öffentlichen Wegen standen. Sie wurden mit kunstvollen steinernen Wappen versehen, um den Passanten deutlich zu zeigen, wer hier der Herr war.
Nun hat die Festungsfront entlang des heutigen Gisonenwegs, der um 1700 Hauptzufahrt zum Schloss geworden war, zwar auf den Ecken beim Herder-Institut und bei der Zufahrt zum Rosengarten solche Wachthäuser gehabt; ob aber auch die Bastion am Hexenturm, die zwischen 1705 und 1710 errichtet wurde, ebenfalls solch einen Wachterker gehabt hat und wie er aussah, ist nicht bekannt. Vermutlich hat sie indes einen gehabt, denn schließlich führte hier der Weg von Caldern - dem landgräflichen Versorgungshof - zum Renthof mit dem Lebensmitteldepot des Schlosses vorbei.
Da jedoch überhaupt keine Baupläne mehr von Bauten im Schlossbereich vorhanden sind, wäre jeder Versuch, ein solches Wachthaus auf der Bastionsspitze nachzubauen, ein Ratespiel. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob der Nachbau eines solchen Wachterkers nach Vorbildern beispielsweise in Mainz oder Erfurt angebracht ist, nachdem die Mauern dieser Bastion nicht mehr diejenigen sind, die 1710 gefertigt wurden. Vielmehr stehen hier heute neue Mauern, die in vieljährigen Aktionen bis 2010 wiedererrichtet wurden.
Die Bastionsspitze verlangt aber aus gestalterischen Gründen geradezu eine Eckbetonung. Diese Überlegungen - abgestimmt mit dem damaligen Landeskonservator Udo
Baumann - führten dazu, den Erker und letztendlich auch die ganze neue Mauer als Werk des 21. Jahrhunderts zu kennzeichnen. Sinnvollerweise durfte dafür kein Sandstein verwendet werden.
Als Planer einer solchen Eckbetonung wurde Erhardt Jacobus Klonk aus Oberrosphe gewonnen. Sein Konzept sah ein "Tor zum Wachterker“ vor, dann eine Plattform als Ausguck nach beiden Seiten.
Auf der Spitze der Plattform steht eine Plastik, die man als flatternde Fahne oder aufsteigende Flammen interpretieren kann. Alles wurde aus verzinktem Stahlblech gefertigt.
Der Denkmalschutzbeirat hat in seiner Sitzung am 1. März 2011 dem Vorhaben zugestimmt. Die schwierigen Schweißarbeiten wurden von der Schlosserei Burkhard Böckler durchgeführt. Die notwendigen Mauerwerks- und Pflasterarbeiten hat Bernd Nau vom Dienstleistungsbetrieb der Stadt Marburg (DBM) vorgenommen.
pm: Stadt Marburg
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