Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Die dicke Enttäuschung


Der Griesgram konnte nicht überzeugen

09.12.2011 (sus)
Das Theaterstück "Der Griesgram" von André Gide feierte am Donnerstag (8. Dezember) in der Waggonhalle seine deutschsprachige Uraufführung. Regisseur Tim Trzaskalik hatte die Ehre, die Geschichte von Gide zum ersten Mal auf Deutsch zu inszenieren. Zusammen mit dem Schauspieler Konrad Linggenfeld-Landrock brachte er den Monolog des "Griesgrams" auf die Bühne.
Über neunzig Minuten lang redet ein namenloses "Ich" über das Elend der Menschheit, seiner eigenen Familie und über seine nervende Ehefrau. Es scheint mit nichts zufrieden zu sein und verliert sich immer weiter in seinem Elend.
Während dieser Rede wartet das "Ich" auf seinen Freund Molle, der aber am Ende aus gutem Grund nicht erscheint. Denn Molle ist bei einem Unfall gestorben.
Mit großen Worten hatte Trzaskalik seine Inszenierung angekündigt. Demnach sei seine Inszenierung ein sehr "wortlastiges Theater".
So warteten die Theatergäste neugierig auf den Beginn der Aufführung. Die Ausstattung konnte die Zuschauer zunächst nicht beeindrucken. Sie war mit einem Tisch, einem Stuhl und einem Garderobenständer sehr kahl gehalten.
Deshalb ruhten alle Augen auf Linggenfeld-Landrock. Jeder im Publikum erwartete von ihm nun eine einzigartige Darbietung. Jedoch wurden diese Erwartungen schmählich enttäuscht.
Das zuvor angekündigte "wortlastige Theater" trat nicht in den Mittelpunkt. In einem sehr langsamen Tempo schritt Linggenfeld-Landrock die Bühne auf und ab.
Auch das Anziehen von einem Mantel kostete ihn mehrere Minuten. Diese Handlungen zogen sich endlos in die Länge. Das Publikum war von den langwierigen Gesten so sehr abgelenkt oder entnervt, dass es dem Monolog nicht mehr aufmerksam folgen konnte.
Auch wenn der "Griesgram" nach mehreren Minuten Schweigen endlich einmal sprach, steigerte sich die Begeisterung oder Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht mehr. Denn der Schauspieler trug den Text mit einer sehr abgehackten Sprache vor.
Diese merkwürdige Vortragsweise irritierte das Zuhören und Zuschauen immens. Aus diesem Grund rückten die vorher versprochenen "schillernden" Textpassagen nicht in den Vordergrund.
Neben dieser enttäuschenden Darbietung kam auch noch eine störende Beleuchtung hinzu. Sie arbeitete mit harten Kontrasten. Allerdings waren sie zu hart für das Publikum.
Die Bühne wurde abwechselnd in tiefes Schwarz oder in grelles Licht getaucht. Für den Zuschauer wirkte dieser extreme Wechsel wie ein Angriff auf die Augen.
Viele Zuschauer waren so geblendet, dass sie ihren Blick von der Bühne wegrichten mussten. Auch diese eigenwillige Beleuchtung lenkte das Publikum von dem Theaterstück ab.
Ganz gewiss ist "Der Griesgram" keine leichte Kost. Aber Trzaskalik hat es mit seiner Inszenierung nicht geschafft, die Zuschauer zu fesseln. Der Genuss der Sprache machte sich beim Publikum kaum breit. Bei den Menschen entstand eher Irritation und Unverständnis.
Susanna Strauß
Text 6530 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2017 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg