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Gerodet


Naturschutz im Cappeler Eselsgrund

06.12.2011 (ms)
Anwohner und Spaziergänger sollten sich nicht wundern, wenn in der ersten Dezemberhälfte deutlich sichtbare Baumfällarbeiten im Cappeler Eselsgrund stattfinden. Dabei handelt es sich nicht um die Ernte von Christbäumen, sondern um eine von der Naturschutzbehörde initiierte Maßnahme.
Auf einer städtischen Fläche im Cappeler Eselsgrund ist im Jahr 2003 ein Naturschutzprojekt umgesetzt worden. Inzwischen hat es sich gut entwickelt. Zahlreiche Libellen, Frösche, Kröten und Molche haben die neu angelegten Tümpel besiedelt.
Der am Rand verlaufende Bach ist aus seinem engen Korsett befreit worden. Anstelle des vorherigen artenarmen Grünlands hat sich eine blütenreiche Feuchtbrache entwickelt.
Zur weiteren Aufwertung des geschaffenen Biotops sollen in Verlängerung der Straße "Im Grund“ etwa 50 Fichten gefällt werden. Sie wurden vor gut 90 Jahren gepflanzt, wobei aus heutiger Sicht wenig Rücksicht auf die Standortauswahl gelegt wurde.
Inzwischen hat man durch zahlreiche Schadereignisse erkannt, dass der Fichtenanbau auf ungeeigneten Standorten Risiken birgt. So werden auf staunassen und schweren Böden nur flache Wurzelteller ausgebildet, die die Windwurfgefahr vergrößern.
Zu trockene Standorte oder Witterungsbedingungen begünstigen den Befall mit Borkenkäfern und Pilzen. Stürme, Naßschnee, Insekten oder Pilze können dann zu immensen Verlusten für die Waldbesitzer führen. Besonders durch die Auswirkungen des Klimawandels werden diese Gefahren verstärkt.
Auch die schwer zersetzbare Nadelstreu, die zur Bodenversauerung beiträgt, und die starke Beschattung des Bodens führen dazu, dass typische Baumarten der Bruch- und Auwälder wie die Schwarzerle schlecht Fuß fassen können. Deren weit verzweigtes Wurzelsystem festigt auf natürliche Weise das Ufer und bietet Fischen und anderen Bachtieren Unterschlupf.
Typischerweise finden sich entlang der Gewässer Laubholzarten wie Schwarzerle, Esche, Traubenkirsche, Baum- und Strauchweiden. Werden Fichten am Gewässer gepflanzt, hat das auch Auswirkungen auf den Wasserkörper. Die Nadeln der Fichte können das lebenswichtige Laub als Nahrungsgrundlage für viele Bachbewohner nicht ersetzen, sodass die einheimischen Lebensgemeinschaften verarmen und verdrängt werden.
Da die Cappeler Fichten inzwischen als "hiebreif" gelten, handelt es sich bei der jetzigen Fällung im Sinne des Forstgesetzes nicht um eine Rodung, sondern um eine reguläre waldbauliche Maßnahme, die unterm Strich keine Kosten verursacht. In den randlichen, lichteren Bereichen hat sich mittlerweile eine Naturverjüngung aus Sträuchern und Laubbäumen eingefunden, die nun den neuen Bestand bilden kann.
In den - bislang sehr dicht mit Fichten bestandenen - Bereichen sollen Arten wie Schwarzerle, Esche, Faulbaum, Schneeball und Traubenkirsche nachgepflanzt werden. Neben dem Gewässer sollen das Landschaftsbild und die Waldrandfunktion von der Fällmaßnahme profitieren. Insgesamt erfährt der Talgrund eine naturschutzfachliche Aufwertung, die den Lebensraumkomplex einer Aue im Talgrund umfasst.
pm: Stadt Marburg
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