21.11.2011 (fjh)
Unabhängig von der aktuellen Diskussion über eine Verschiebung des Rechtsanspruchs für Kinder unter 3 Jahren auf einen Betreuungsplatz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter wird
die
Universitätsstadt Marburg bis August 2013 insgesamt 700 Betreuungsplätze für die U3-Kinder bereitstellen und damit den Rechtsanspruch fristgerecht umsetzen. Das unterstrich Jugenddezernent Dr. Franz Kahle am Montag (21. November).
Ab seinem ersten Geburtstag soll jedes Kind vom Sommer 2013 an einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter erhalten. Dieses Ziel wurde 2007 auf dem sogenannten "Krippengipfel" zwischen dem Bund, den Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden vereinbart.
Bundesweit sollte eine Versorgungsquote von 35 Prozent erreicht werden, um diesen Rechtsanspruch zu verwirklichen. Allerdings kann diese Quote zur Deckung des Betreuungsbedarfs regional
unterschiedlich sein. zumindest in den größeren Städten muss eine höhere Zahl an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden.
Die bundesweite Umsetzung dieses Rechtsanspruchs steht allerdings in Frage, wie die kürzlich veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. In den alten Bundesländern steht bislang nur für jedes fünfte Kind unter drei Jahren ein Platz zur Verfügung.
Rund 230.000 Plätze fehlen. In den letzten beiden Jahren wurden jährlich jedoch nur ungefähr 50.000 Plätze geschaffen.
Die Lücke zwischen dem vorhandenen Platzangebot und dem Bedarf ist in Marburg aber aufgrund der Ausbauanstrengungen der letzten Jahre relativ gering. In der Universitätsstadt wurden seit 2008 kontinuierlich U3-Plätze geschaffen.
Die Stadt Marburg geht davon aus, dass im Jahr 2013 für 42 Prozent der Kinder
unter drei Jahren ein Platz benötigt wird. Mit zahlreichen Maßnahmen kann sie den Rechtsanspruch aber weitgehend abdecken.
Kahle geht allerdings davon aus, dass der Krippenausbau langfristig auch zu einer Bedarfsänderung führen wird: "Die U3-Betreuung wird zukünftig immer mehr der Regelfall werden, zumindest für die Zweijährigen. In welchem Umfang über 2013 hinaus ein weiterer Ausbau erforderlich sein wird, muss dann die tatsächliche Inanspruchnahme zeigen. erforderliche Versorgungsquoten von über 50 Prozent sind, wie Beispiele aus anderen Städten zeigen, nicht unrealistisch."
Allerdings werden auch die Anstrengungen der Universitätsstadt Marburg für den Betreuungsausbau durch zwei Einschränkungen behindert. Beim "Krippengipfel“ wurden sowohl Zuschüsse von Bund und Land an die Kommunen für bauliche Investitionen als auch für die laufenden Betriebskosten vereinbart. Aber während die neugebauten Krippengebäude in Marburg mit rund 2,6 Millionen Euro durch Investitionszuschüsse aus dem Bund-Land-Investitionsprogramm U3 gefördert wurden, sind bislang gegenüber den bereits vorher bestehenden Förderprogrammen des Landes Hessen keine weiteren Finanzmittel in den personal- und damit kostenintensiven laufenden Betrieb geflossen.
Deshalb muss die Stadt den weitaus größten Anteil der laufenden Kosten der U3-Betreuung selbst übernehmen. Das sind rund 7.000 bis 8.000 Euro je Platz und Jahr.
Zudem wird es immer schwieriger, den Fachkräftebedarf an Erzieherinnen und Erziehern zu decken. Neben den zusätzlich benötigten Fachkräften für neue Plätze scheiden in den nächsten Jahren aus Altersgründen in erheblichem Umfang Erzieherinnen aus. Gleichzeitig führt die - pädagogisch richtige – Anhebung der Mindeststandards für die Personalschlüssel in den Gruppen von 1,5 auf 1,75 Fachkräfte in den KiTas und von 1,5 auf 2 in den Krippen zu weiteren Engpässen auf dem Arbeitsmarkt für Erzieherinnen.
pm: Stadt Marburg
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