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Jazz mit Chanson


Elina Duni erwies sich als Jazz-Juwel

21.05.2008 (jnl)
Die albanische Musik wird durch Elina Duni auch in Deutschland deutlich bekannter werden. Die in der Schweiz lebende Albanerin trat mit exzellenter Begleitband am Dienstag (20. Mai) in der "Cavete" auf.
Rund fünzig Zuhörer erlebten eine Newcomerin, die vielleicht das Zeug hat, einmal zu den Großen unter den Jazz-Sängerinnen gezählt zu werden. In mehreren Sparten zeigte sie sich gleichermaßen zuhause.
Spannende Bearbeitungen albanischer und nordgriechischer Volksweisen machten den Hauptteil ihres Repertoires aus. Duni steht damit in der neuen Tradition eigenständiger euopäischer Fortentwicklung des Jazz.
Bruchlos eingeflochten darin, kamen dazu einige Jazz-Balladen angloamerikanischer Provenienz und französische Chanson-Klassiker. Auch mit rein klangmalerischen Einlagen überzeugte die Sängerin.
Flankiert wurde die in makellosem Hochdeutsch parlierende Albanerin von drei kongenialen Musikern aus der Schweizer Jazz-Hochburg Bern. Wenig bekannt ist, dass hier seit 1967 mit der "Swiss Jazz School" die erste europäische Musik-Hochschule dieses Schwerpunkts steht. Alle Musiker des "Elina-Duni-Quartetts" haben sie absolviert.
Der 27-jährige Pianist Colin Vallon hat sich in Fachkreisen schon viel Beachtung erspielt. So medienscheu er auftrat, so sehr strotzte seine Intonation von Einfällen, Experimentierfreude und Intensität.
Der Schlagzeuger Norbert Pfammatter bestach durch meisterliche Beherrschung der leisen Töne. Gefühlvoll und filigran setzte der 48-Jährige perkussive Akzente und grundierte.
Neben Duni erwies sich der 41-jährige Kontrabassist Bänz Oester als Kommunikationszentrum der Combo. Mit enormer Musikalität schuf er Klangräume, die weit mehr waren als Begleit-Texturen. Seinen variantenreichen Soli merkte man an, dass er aufgrund seiner starken Präsenz auch in Solo-Programmen sein Publikum findet.
Die Sängerin fand mit sympathischen Ansagen und nuancenreichen Phrasierungen leichtfüßig Eingang beim Publikum. Ihre warme, ausgreifende Alt-Stimme kam in langsamen, melancholischen Stücken ebenso gut heraus wie in Uptempo-Ausflügen.
Manche der Balkan-Stücke transportierten bemerkenswert viel orientalisches Feeling. Vielleicht hat die historische Herrschaft der Türken über Albanien für stark verwurzelte kulturelle - zumal musikalische - Muster gesorgt. Jedenfalls kann man sich Duni bestens neben Zülfü Livanelli auf einer Bühne in Istanbul vorstellen.
Völlig zuhause fühlte sich die im französischsprachigen Genf aufgewachsene Musikerin aber genauso im französischen Chanson. Ihre Interpretationen von Serge Gainsbourg und Leo Ferré atmeten eine tiefe Verbundenheit mit dieser literarischen Kultur. Selbst in Frankreich könnte sie damit Furore machen.
Mit der Präsentation ihres ersten Albums "Baresha" erwies sich die Albano-Schweizerin als ein vielversprechendes Talent. Ob aus dem Geheimtipp-Status künftig ein präsenter Name auf den Festivals werden wird, muss sich noch zeigen. Man wird dieses Talent aber gewiss im Auge behalten.
Jürgen Neitzel
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