04.11.2011 (fjh)
Gerade einmal ein Jahr und acht Monate war es am Freitag (4. November) her, dass der Verkauf des meteorologischen Turms von der Philipps-Universität an die Stadt Marburg angekündigt wurde. Nun war es soweit: Der zweistöckige quadratische Bau, der in knapp 600 Metern Entfernung – in südwestlicher Richtung – der Schlossberg-Kuppe steht) wurde von Bürgermeister Dr. Franz Kahle und Vertretern der Beteiligten Projekte seiner neuen Bestimmung übergeben.
Der Verein Jugendkoordination Marburg (JuKo) wird hier in Verbindung mit dem Schlosspark-Café eine Sommer-Gastronomie eröffnen. Junge Erwachsene haben unter fachkundiger Anleitung den Turm renoviert, der am Freitag (4. November) offiziell eingeweiht wurde.
Die JuKo will den Turm in ihr bestehendes Ausbildungs- und Bistro-Konzept einbinden, um mit mobilen Catering-Systemen unterschiedliche Veranstaltungen im Turm zu ermöglichen oder auch neue Aspekte im Kulturprogramm Marburgs zu initiieren. Mit der Abteilung Jugend-Kompetenznetzwerk und dem Concierge-Projekt hat die JuKo umfangreiche Verschönerungsarbeiten im Auftrag der Stadt Marburg durchgeführt.
Mit Hilfe einer sozialpädagogischen Begleitung und individueller Betreuung sind die Jugendlichen im Concierge-Projekt unterstützt worden bei ihrer Integration in die Arbeitswelt. Kooperationspartner und Auftraggeber dieses Projekts ist das KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf (KJC).
Die JuKo will den meteorologischen Turm einbinden in das gastronomische Konzept des Schlosspark-Cafés. Damit möchte sie einen weiteren Veranstaltungsort für private Feiern und öffentliche Veranstaltungen bieten.
Im Inneren des Turms finden die Besucher auf zwei Etagen Platz für ungefähr 40 Gäste. Die Dachterrasse bietet einen unverwechselbaren Ausblick auf die Stadt und stellt eine direkte Blick-Achse zum Kaiser-Wilhelm-Turm her.
Von März bis Oktober wird das neue Turm-Café ein gastronomisches Angebot in Verbindung mit dem Schlosspark-Café vorhalten. In Kooperation mit der Marburg Tourismus- und Marketing GmbH (MTM) organisiert die JuKo im Anschluss an Schloss- und Kasematten-Führungen individuelle Arrangements. Der meteorologische Turm steht auch für private Feiern und Firmenevents zur Verfügung.
Darüber hinaus sollen die jungen Leute den schönen und originellen Ort mit eigenen kulturellen Angeboten attraktiv gestalten. Mit dieser Sommer-Gastronomie eröffnet sich für die Auszubildenden ein neues Lernfeld, das sich auszeichnet durch die Vielfalt der Dienstleistungen.
Besonders hervorzuheben ist laut JuKo-Geschäftsführerin Maria Flohrschütz, dass die Jugendlichen hier in einem klar umgrenzten Feld Veranstaltungen planen, organisieren und durchführen dürfen. Gerade dieses Lernen am Projekt ermutige die jungen Menschen und stärke die Identifikation mit ihrem Betrieb.
Mit dem Fachdienst Kultur der Universitätsstadt Marburg werden für das Jahr 2012 weitere kulturelle Highlights geplant. Beispielsweise werden im Rahmen des Brüder-Grimm-Jahrs spezielle Märchenstunden an monatlich festgelegten Terminen stattfinden.
Darüber hinaus eignen sich die Räume auch für Lesungen und Liederabende. Auf diesem Gebiet will die JuKo in Abstimmung mit ihren Netzwerk-Partnern kulturelle Angebote entwickeln.
Das Gebäude aus dem Jahr 1626 hat bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In der Bevölkerung herrscht meist noch die Bezeichnung des ursprünglichen Verwendungszwecks als "Pulverturm" zur Herstellung von Schussmaterialien vor.
International größere Bedeutung hat dieses Bauwerk jedoch im 19. Jahrhundert in seiner zivilen Nutzung erfahren: Der Mathematiker, Physiker und Astronom Christian Ludwig Gerling – ein bevorzugter Schüler des Mathematikers und Physikers Gauß – führte auf Bitten
eben dieses Lehrers ab etwa 1817 Magnetfeldmessungen auf dem Turm durch.
Weiterhin band Gerling den Turm als einen Messpunkt in die sogenannte "Kurhessische Triangulierung“ ein. Dabei handelte es sich um eine einfache - aber effektive - Dreipunkt-Entfernungsmessung.
Mit anderen - in der Nähe befindlichen - Fixpunkten wie am Frauenberg, der Sternwarte Renthof und der
Wehrshäuser Höhe waren damit exakte astronomische Entfernungsmessungen möglich. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Turm für weitere meteorologische Messversuche verwendet.
pm: Stadt Marburg
Text 6376 groß anzeigen

www.marburgnews.de