27.10.2011 (fjh)
"Während die Beobachtung eines Strafprozesses in Deutschland bisher weitgehend unbekannt ist, sind Monitorings an internationalen Gerichten seit Jahren üblich“, sagt Prof. Dr. Christoph Safferling vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) der
Philipps-Universität. Safferling leitet das sogenannte "Monitoring-Projekt", in dessen Rahmen Marburger Studierende inzwischen das zweite Verfahren begleiten.
Das Strafverfahren, mit dem sich die Studierenden gegenwärtig beschäftigen, richtet sich gegen Arid U. aus dem Kosovo. Dem 21 Jahre alten kosovarisch-serbischen Staatsangehörigen wird vorgeworfen, am Nachmittag des 2. März 2011 zwei Mitglieder der US-amerikanischen Streitkräfte getötet sowie die Tötung dreier weiterer Soldaten versucht zu haben.
"Für das deutsche Strafprozessrecht sind solche Verfahren Neuland", erklärte Safferling.Zu tun habe das Gericht es dabei "mit Auslandsermittlungen, Zeugen aus fremden Kulturkreisen und der Zusammenarbeit mit Regimen, deren Rechtsstaatlichkeit nicht selten bestritten wird. Sie bedürfen daher der genauen Beobachtung und wissenschaftlichen Auswertung.“
Bei den teilnehmenden Studierenden handelt es sich bereits um die zweite Ausbildungsgruppe. Die erste Gruppe begleitet das Verfahren gegen den Ruander Onesphore R. in Frankfurt.
"Mit dem Monitoring-Projekt gelingt es uns, eine optimale Verbindung zwischen Theorie und Praxis zu finden“, fügte der Projektleiter hinzu. "Nicht zuletzt wegen des hohen studentischen Interesses haben wir das Projekt ausgeweitet und beobachten nicht nur den Völkermordprozess, sondern nun auch einen wichtigen Terrorprozess. Im Übrigen dient das Engagement der Studierenden auch dazu, relevante empirische Daten über die Großprozesse für die wissenschaftliche Auswertung zu erhalten.“
Die Studierenden stimmen Safferling zu. Sie sind sich einig: "Verschiedene Prozesshandlungen der Beteiligten im Gerichtssaal verdeutlichen immer wieder die Wichtigkeit einzelner Punkte aus dem Studium, unter denen man sich in der Vorlesung erst einmal nichts vorstellen konnte. Außerdem übernimmt man Verantwortung für eine Gruppe. Auch wenn das viel Arbeit ist, ist es sehr schön, sich neben den Vorlesungen und dem ganzen theoretischen Teil des Studiums endlich auch praktisch einbringen zu können.“
pm: Philipps-Universität Marburg
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