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Unhaltbare Versicherungen


Eindrücke aus der Servicewüste Marburg

02.10.2011 (fjh)
Für 14 Uhr hatte die Versicherungsagentin einen Termin mit mir vereinbart. Um 14.18 Uhr klingelte es an der Tür.
Das Gespräch war freundlich und ausführlich. Die ARAG-Vertreterin versicherte, dass ihr Unternehmen nichts mit der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) des Prof. Dr. Reinfried Pohl zu tun habe. Vielmehr befinde sich die Allgemeine Deutsche Rechtsschutzversicherung AG (ARAG) noch weitgehend in Familienbesitz ihres Gründers.
Zum Abschluss versprach die Vertreterin, die Unterlagen am Dienstag (27. September) per Mail zu übersenden. Angekommen sind sie dann am Donnerstag (29. September).
Vielleicht wäre eine andere Versicherung ja professioneller? Jedenfalls war angesichts dieser Unzuverlässigkeit ein alternatives Angebot naheliegend.
Die R&V-Versicherungsgruppe war leicht im Internet zu finden. Ihre Homepage bot Kontaktmöglichkeiten als Link.
Klickte man ihn an, erschien die Möglichkeit der Kontaktaufnahme per Telefon oder per Mail. Entschied man sich für das Telefon, so bot das System eine bundesweite Service-Hotline an sowie ein Formular, in das man Postleitzahl und Ort eingeben könnte.
Der Button "Los" unter dem Formular reagierte jedoch nicht auf den Browser. Nach zwei vergeblichen Versuchen stürzte der Rechner ab und musste neu hochgefahren werden.
Ein erneuter Versuch führte zu der Telefon-Hotline. Eine 0180er Nummer war das Tor zu einer musikalisch unterlegten Warteschleife.
Eine professionelle Sprechstimme vom Band entschuldigte sich immer wieder dafür, dass man warten müsse. Sechsmalertönte der gleiche Sermon, bis sich nach einigem Tuten schließlich doch noch eine junge Frauenstimme meldete.
Die Mitteilung, dass die Website ihrer Versicherung nicht barrierefrei ist, quittierte die Frau vom Call-Center mit ungläubigem Erstaunen. Immerhin nahm sie diese Nachricht anscheinend auf.
Die Beschwerde über die lange Wartezeit schien so normal zu sein, dass die Mittzwanzigerin darauf überhaupt nicht reagierte. Eine Entschuldigung kam ihr jedenfalls nicht über die Lippen.
Auf die Angabe der Postleitzahl "35037" nannte sie Kontaktadressen in Korbach und Frankenberg. Auf die Rückmeldung, gefragt worden sei nach Marburg, nannte sie mehrere Straßen in Marburg. Dabei stellte sich heraus, dass es sich hier um die örtlichen Filialen der Volksbank Mittelhessen handelte.
Ein Anruf bei der nächstliegenden Filiale führte nicht zu einem Kontakt. Nach zwei Versuchen mit jeweils 15-maligem Durchklingeln war diese Alternative erledigt.
Die Versicherungsgruppe AM-Generali hatte sich schon vorher dermaßen diskreditiert, dass sie erst recht nicht in Frage kam. Zum Einen gehört diese Versicherungsgruppe zur DVAG; zum Zweiten hatte ein Vertreter der Generali sich durch ein besonders dreistes Verhalten hervorgetan, das wohl kaum als seriös gelten darf.
Nach dem Umzug lag ein Brief der Generali im Postkasten. Darin forderte sie auf, den Versicherungsvertrag nach dem Umzug "anzupassen". Dabei hatte es zuvor nie einen Vertrag mit der Generali gegeben!
Woher hatte die Versicherung überhaupt die Information, dass dieser Umzug stattgefunden hatte? Sollte etwa die Deutsche Post AG trotz der Gebühren von mehr als 14 Euro für den Nachsendeantrag die Daten gewinnbringend weiterverkauft haben?
Vielleicht zwei Wochen nach Eingang des unerbetenen Briefs schellte es an der Wohnungstür. Eine fröhliche Männerstimme stellte ihren Besitzer als Mitarbeiter der Generali vor. Leider habe er keine Zeit gehabt, vorher noch anzurufen, um einen Termin auszumachen.
Als daraufhin die Tür vor ihm zuging, begann er draußen im Treppenhaus, sich laut zu beschweren. Auch die Aufforderung, das Haus sofort zu verlassen, beendete das laute Gezeter nicht. Erst eine Drohung mit der Benachrichtigung der Polizei veranlasste den Mann, das Haus endlich zu verlassen.
Angesichts solcher Erlebnisse mag man sich die Frage stellen, wie seriös und wie professionell Versicherungen sind. Wahrscheinlich ist die etwas chaotische Versicherungsagentin der ARAG da noch die sympathischste Wahl. Aber etwas mehr Professionalität und Respekt täten auch ihr sicherlich gut.
Franz-Josef Hanke
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