Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

Drinnen in der Tür


Die halbe Uni den Frauen

29.09.2011 (fjh)
"Mit dieser Ausstellung wollen wir daran erinnern, dass nicht nur der Beginn des Frauenstudiums 1908 hart erkämpft worden ist, sondern auch, dass die Umsetzung des Gleichberechtigungsparagraphen des Grundgesetzes großer Anstrengung bedurfte und an den Hochschulen erst wirklich seit den 80er Jahren erfolgte“, sagte Dr. Silke Lorch-Göllner bei der Eröffnung der Ausstellung "Die halbe Uni den Frauen“ am Dienstag (27. September). Sie ist die Frauenbeauftragte der Philipps-Universität.
Bis zum 15. Januar 2012 werden im Foyer der Universitätsbibliothek zahlreiche Fotografien zu sehen sein, die an die Ausstellung "100 Jahre Frauenstudium“ aus dem Jahr 2008 anknüpfen. Während damals überwiegend Fotos der ersten Studentinnen, Doktorandinnen und Professorinnen gezeigt und mit der heutigen Zeit in Verbindung gebracht wurden, ist es Ziel der aktuellen Ausstellung, eine Lücke zu schließen und die Situation der Frauen an der Philipps-Universität in den 50er bis 80er Jahren zu beleuchten.
"Wir haben Fotos zusammengestellt, die nicht nur Frauen an der Philipps-Universität in den vier Dekaden zeigen, sondern auch einen Einblick geben in das universitäre Umfeld und in die Machtstrukturen der Philipps-Universität“, erklärte Lorch-Göllner. So können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung beispielsweise die Entwicklung der Studentenzeitschrift "Marburger Blätter“ nachvollziehen.
"Gegen Ende der 50er Jahre sprach in den Marburger Blättern ein Student die Vorbehalte seiner männlichen Kollegen gegen studierende Frauen offen und deutlich aus“, berichtete Vizepräsident Prof. Dr. Joachim Schachtner bei der Ausstellungseröffnung. Die Reaktion von Luise Berthold, die ab 1923 erste und für 22 Jahre einzige Professorin der Marburger Universität war, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Fotos aus der ehemaligen Zeitschrift des Marburger Universitätsbunds "alma mater philippina“. Hinzu kommen Fotos und anderes Material, das von Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurde.
"Den Frauen die halbe Uni!“ Diesen Titel wählte die Kommission für Frauenförderung im Jahr 1987 für eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Ayla Neusel (Vizepräsidentin der Gesamthochschule Kassel), Dr. Karin Fischer-Bluhm (Frauenbeauftragte der Universität Hamburg) und Dr. Bärbel Schön (Frauenbeauftragte der Gesamthochschule Essen). Die Kommission wollte gemeinsam mit den "Unihexen“ im damaligen autonomen Frauen- und Lesben-Referat des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) "endlich eine reale Verbesserung für die Frauen erreichen, denn von selbst – so unsere langjährige Erfahrung – passiert nichts“.
Die Frauen kämpften für die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle, die Einstellung einer Frauenbeauftragten und die Etablierung von Frauenförderplänen. Denn in der Tat wurden zu dieser Zeit Frauen in der Wissenschaft noch immer wenig gefördert und ihre Leistungen und Erfolge kaum anerkannt.
Vizepräsident Schachtner sieht es als Erfolg der frauenpolitischen Gruppierungen an, "dass heute im wissenschaftlichen Mittelbau in vielen Fachbereichen die Geschlechterparität erreicht ist und dass die heutige Professorenschaft aus fast einem Viertel Frauen besteht“, auch wenn Frauen damit leider noch nicht das Ziel erreicht hätten, die "halbe Uni“ zu erobern.
pm: Philipps-Universität Marburg
Text 6221 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2017 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg