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Feinsinnige Kunst


Vernissage für Masanobu Mitsuyasu im TTZ

23.09.2011 (jnl)
Einer der - nicht nur der gediegenen Bewirtung wegen - atmosphärisch ansprechendsten Ausstellungsmacher Marburgs ist das Technologie- und Tagungszentrum (TTZ). Im TTZ-Parterre öffnete am Donnerstag (22. September) Masanobu Mitsuyasus Ausstellung "Herbstahnungen" .
TTZ-Geschäftsführer Thomas Schneider begrüßte die rund 30 Gäste und stellte den anwesenden Künstler vor. Dabei stellte sich heraus: Mitsuyasu ist in Marburg kein Neuling.
Nach einem abgeschlossenen Kunststudium an der Meisei-Universität in Tokio kam er von 2005 bis 2007 zur Studienvertiefung an die Philipps-Universität nach Marburg. Anschließend ging er für für vier Jahre nach Stuttgart. Ab dem Wintersemester übernimmt er eine Stelle am Marburger Institut für Bildende Kunst, wo er Druck-Techniken lehrt.
Bei einem Rundgang durch die Ausstellung trifft man auf zumeist mehrfarbige Lithographien, die jeweils einen Moment des Innehaltens herausgreifen. Die vom Künstler auf Deutsch beigegebenen Bildtitel helfen ein wenig einnorden, worauf das Werk anspielt.
Mitsuyasis Arbeiten gehören weder zur Abstrakten Kunst noch zu den gegenständlichen Gestaltungen "nach der Natur". Er findet vornehmlich "innere Bilder" aus der Sphäre seiner Emotionen und Erinnerungen.
Den drei Ausstellungsräumen entsprechen drei Gruppen von Bildern. Im Foyer links vom Eingang hängen fünf Bilder, die einen starken Bezug zur Rückerinnerung an Heimatliches haben.
Drei Bilder zielen auf Familien-Reminiszenzen. Besonders lebhaft und in leuchtenden Farben gehalten ist das Bild an der Kopfseite, das betitelt ist mit "Die Geburt".
An der Seitenwand der Cafeteria versammeln sich drei besonders lyrische Exponate. Im Zentrum hängt "Lufttanz".
Gestaltet ist dieses Bild in den hellen Farben fliegenden Herbstlaubs. Aber es ist nicht nach der Natur gezeichnet. Man meint nur auf den ersten Blick, es könnte auch eine Pinselarbeit sein.
Das Bild rechts davon ist betitelt "erste Herbstahnungen". In seiner Schwarz-Weiß-Optik ist es das am ehesten Düstere.
Spannend ist die Komposition des dritten Werks, das mit dem Namen "Herbstduft untertitelt ist. Ein ziselierter rötlicher Block im linken unteren Feld steht in Spannung zu einem wolkenhaften grauen Dickicht im rechten oberen Geviert.
Unbedingt lohnt sich, in den benachbarten Wintergarten zu wechseln, um die letzten beiden Arbeiten zu betrachten. Die Namen "Sky Collection" und "Ozean-Tasche" deuten an, dass dabei weniger lyrisch-gefühlige Erinnerungswerte als die Grafik-Gestaltung selbst im Fokus des Künstlers standen.
Tatsächlich sind diese beiden Arbeiten die nach herkömmlichen, designerischen Maßstäben Überzeugensten. Im Miniatur einer eingefangenen Meereswelle dort ist richtig viel Kraft. Ein Foto des Wellengangs oder Meeresstrands wäre dagegen banal.
Mitsuyasu ist eine japanisch zurückhaltende Persönlichkeit von melancholischen, introvertierten Typus. Seine Lithographien - in kleiner Auflage auf Büttenpapier - werden besonders Menschen gefallen, die ähnlich feinfühlig und nach innen gekehrt auf die - sich stetig wandelnde - Welt schauen.
Jürgen Neitzel
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