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Braune Nacht


Durch Demo zu Hakenkreuzen ermutigt

17.09.2011 (fjh)
Hakenkreuze auf gleich drei Autos haben Unbekannte in einer einzigen Nacht an zwei Stellen in Marburg angebracht. Diese neofaschistische Aktion meldete die Polizei am Freitag (16. September).
Auf den Tag genau zwei Monate vorher hatten rund 80 rechtsextreme Aktivisten einen Aufmarsch in Gießen durchgeführt. Ihren Marsch durch die Marburger Nachbarstadt hatte ein gewaltiges Polizeiaufgebot gegen Tausende von Gegendemonstranten durchgesetzt.
Durch diesen traurigen Erfolg könnten sich Neonazis nun auch zu den Sachbeschädigungen in der Nacht auf Freitag (16. September) ermutigt gefühlt haben. Ihre Akktion könnte signalisieren, dass Neonazis auch in Marburg aktiv sind.
Als "Dummer-Jungen-Streich" sollte die Lack-Attacke jedenfalls nicht durchgehen. Vielmehr sollte man sie als Warnung verstehen, dass Neonazis sich vermehrt aus der Deckung heraustrauen, auch wenn sie das am Roten Graben und auf dem Firmaneiplatz nur im Schutze der Dunkelheit gewagt haben.
Allerdings ist das politische Klima in Marburg anscheinend auch deutlich demokratischer als in Gießen. In Marburg hat Oberbürgermeister Egon Vaupel sich sofort an die Spitze einer Gegendemonstration gestellt, als Neonazis für den 26. August 2006 einen Aufmarsch angekündigt hatten.
Unter dem Motto "Kein Fußbreit den Nazis!" verhinderten Tausende damals erfolgreich, dass Neonazis durch Marburg marschieren konnten. Acht klägliche Gestalten kamen am späten Vormittag auf dem Südbahnhof an, stiegen dann aber frustriert in den nächsten Zug wieder ein, weil ringsum eine mächtige Überzahl von Gegendemonstranten wartete.
Die Anti-Nazi-Demonstrationen an zahlreichen Stellen in der Innenstadt hatte die Stadt Marburg damals wohlwollend unterstützt. Das politische Klima hätte ein anderes Verhalten auch kaum möglich gemacht.
In Gießen hingegen scheint auch die Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz sich auf die Seite derjenigen geschlagen zu haben, die den dortigen Nazi-Aufmarsch am Samstag (16. Juli) durch Einschränkungen des Demonstrationsrechts "linker" Gegenkräfte durchgesetzt haben. Ihre demokratischen Rechte hat die Polizei denen der undemokratischen Rechten untergeordnet.
Verhielte sich ein verantwortlicher Kommunalpolitiker in Marburg ebenso, dann könnte ihn das sein Amt kosten. Auf diese unbestreitbare demokratische Grundhaltung dürfen Marburgs Bürger trotz der einen oder anderen anderweitigen Widrigkeit stolz sein.
Franz-Josef Hanke
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