09.09.2011 (bke)
Mit Spannung und einer Portion Mystery versorgten die beiden Kölner Autorinnen Myriane Angelowski und Elke Pistor am Donnerstag (8. September) die Besucher des Kölner Krimi-Abends. Die Lesung fand im Rahmen des Marburger Krimifestivals im
Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) statt.
Zunächst präsentierte Angelowski einige Szenen aus ihrem Roman "Der Werwolf von Köln". Darin geht es um die Bluttaten eines Werwolfs um das Jahr 1580 im Umkreis der Domstadt. Ein zweiter Handlungsstrang spielt jedoch auch in der Gegenwart, da es scheinbar zusammenhänge und Verbindungn zu den Geschehnissen um den Werwolf aus dem 16. Jahrhundert gibt.
Gleich bei der ersten Szene zeigte sich die handwerklich solide Arbeit der Autorin. Ein 13-jähriger Junge begibt sich gegen die Warnungen seiner Mutter in den nächtlichen,einsamen Wald, um Feuerholz für die Familie und den erkrankten Vater zu suchen.
Wie nicht anders zu erwarten, kommt es zu einer Begegnung mit dem Untier. Trotz ihrer relativen Vorhersehbarkeit gestaltete sich die Szene - auch dank einiger Details zum mittelalterlichen Leben - spannend und Zielgruppengerecht.
Anschließend stellte Angelowski mit einer weiteren Szene ihre Protagonistin der Gegenwart vor. Die Schülerin gerät nach einer Party auf einer einsamen und nebligen Straße in eine sehr unangenehme Situation. Auch in dieser Szene war die aufziehende Bedrohung relativ schnell zu erahnen.
Die Autorin ließ sich allerdings einige Anmerkungen zu den typischen Klischees eines Mystery-Thrillers nicht entgehen. Verlassene,einsame Straßen und Nebel gehörten nunmal zum Spannungsaufbau dazu, erklärte sie.
Ohnehin handelt es sich bei den beiden Romanen von Angelowski und Pistor nicht um gewöhnliche Krimis, sondern eben um Mystery-Thriller. Dabei gehe es nicht um eine Geschichte über Elfen und Gnome, erläuterte Pistor zu Beginn ihrer Lesung. Vielmehr gehe es darum, die Pfade der Realität nur ein Stück weit zu verlassen, dabei aber noch glaubwürdig und vorstellbar zu bleiben.
Bei Pistors Lesung aus ihrem Roman "Das Portal" folgten die Zuhörer einer jungen Polizistin, die einen Serientäter jagt. Anscheinend gibt es auch eine Verbindung zwischen ihm und dem Mord an ihren Eltern. Bei der Jagt auf den Gewalttäter wird ihr Kollege getötet, woraufhin sie dem Mörder allein ausgeliefert gegenübersteht.
Ein weiterer kurzer Einblick brachte eine - zunächst schwieriger einzuortnende - Szene mit einem Engel zutage. In der anschließenden Fragerunde bestätigte Pistor, dass Engel das zentrale Thema ihres Buches seien.
Bei dieser Gelegenheit erzählten die beiden Autorinnen auch einiges über ihre Erfahrungen und Motivationen beim Schreiben. Angelowski hatte beispielsweise shon als elfjähriges Mädchen Geschichten geschrieben.
Richtig begonnen hat sie jedoch erst, nachdem sie bei einem Preisausschreiben des Lübbe-Verlags verloren hatte, von den Veranstaltern aber zum Weitermachen animiert worden war.
Pistor dagegen war erst später zum Schreiben gekommen. Als sie bei der Suche nach einer Beschäftigung außerhalb des Familienlebens die Wahl zwischen einem Schwedisch- und einem Schreibkurs an der Volkshochschule hatte, entschied sie sich für das Schreiben.
Beide Autorinnen gehören auch zu den "mörderischen Schwestern". Dabei handelt es sich um eine Vereinigung von Krimi-Autorinnen, Leserinnen und interessierten Frauen.
Besonders bei der Recherche-Arbeit sei diese Mitgliedschaft von Vorteil, sagte Angelowski. Die meisten Frauen bei den "mörderischen Schwestern" hätten irgend ein Spezialgebiet. Daher konnte sich Angelowski bei ihren Fragen zu Kräutern einfach an eine solche Expertin wenden.
Kräuter spielen in "Der Werwolf von Köln" eine größere Rolle. Genauso machen in Pistors Buch Steinmetze einen wichtigen Anteil aus.
Pistor hatte sich schon als Kind für Steinmetzarbeiten begeistern können. Es beeindruckte sie, wie aus äußerst Widerstandsfähigen Steinquadern bei richtiger Bearbeitung enorm akkurate und feine Formen entstehen können.
Nach der Fragerunde lasen die Autorinnen noch einige kurze Szenen aus ihren jeweiligen Büchern. dabei wurde schnell deutlich, dass es sich im Falle von Angelowskis Werwolf nicht unbedingt um einen Gewöhnlichen Werwolf aus den Horror-Groschen-Romanen handelt.
Sie hat sich durch Recherche und eigene Ideen einen leicht veränderten Werwolf-mythos als Grundlage für ihr Buch geschaffen. Der mensch wird bei ihr nicht durch den Biss eines anderen Werwolfs, sondern durch einen Gürtel aus Menschenhaut zur reißenden Bestie. Diesen Gürtel bekommt er vom Teufel persöhnlich. Insgesamt bot der "Kölner Krimi-Abend" Spannung im zu erwartenden Maß und auch einige neue Ideen. Ganz stilecht wurde sogar ein erfrischendes Kölsch in den Pausen angeboten.
Bernd Kerseboom
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