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Mann gesucht


Stephan Bauer verulkte Geschlechterrollen

06.09.2011 (fjh)
Mitleid mag frau manchmal mit ihm haben, wenn er da so kläglich auf der Bühne steht und mit seinem Schicksal hadert. Eine Frau kriegt er sowieso nicht ab; und schon seine Kindheit haben ihm die Eltern gründlich vermasselt.
"Auf der Suche nach dem verlorenen Mann" hat Stephan Bauer sich am Montag (5. September) auch in die Waggonhalle gewagt. Vor weitgehend ausverkauftem Haus präsentierte der Kabarettist dort sein Programm über die Gleichberechtigung der Geschlechter zu Zeiten, wo Männer gegen die Frauen kaum noch eine Chance haben.
Eher klischeehaft beschrieb Bauer die Beziehung zu seiner Ex-Frau, die er im Bett mit einem anderen Mann überrascht habe. Witziger waren da schon Anekdoten über seine Annäherungsversuche an eine Schulkameradin und die neue Nachbarin.
Die "Blondine mit brünetter Vergangenheit" habe ihn mitgenommen in ihre Wohnung. Als er dann nackt auf ihrem Bett lag, sei sie nach einem Gang ins Badezimmer mit ihrem kleinen Sohn ins Zimmer zurückgekommen und habe gesagt: "So sieht man aus, wenn man keinen Sport macht!"
"Political Correctness" ist Bauers Sache nicht. Frech und frivol vergreift er sich an allem, was mit Liebe, Erotik und Sex zu tun haben könnte.
Mehrmals wurde es am Montagabend schlüpfrig. Gerade dann erntete der Kabarettist aber oft die meisten Lacher.
Wirklich witzig war, wie er die Aufforderung "Fick Dich ins Knie!" biologisch und mathematisch auseinandernahm. "Das ist schlicht unmöglich", erklärte er und beschrieb das gleichschenklige Dreieck, das die Voraussetzung eines solchen Akts bilden müsste.
Spätestens als er das Glied als "Hypotenuse" bezeichnete und seine Länge anhand der Länge der beiden Schenkel berechnete, waren ihm alle Lacher sicher. Nachdem er die Unmöglichkeit dieser Haltung hinreichend begründet hatte, versuchte er es noch mit "Tangens" und "Cotangens", bevor das Gelächter vom Zuruf "Euclid" mitten aus dem Saal unterbrochen wurde.
"Auf der Suche nach dem verlorenen Mann" war eine – mitunter bitterböse – Abrechnung mit Feminismus und psychologisierenden Beziehungen, mit Gefühllosigkeit und Egoismus. Manchmal meinte man, Bauer könnte das Eine oder Andere in seinen kleinen Geschichten wirklich selbst erlebt haben.
Mitunter waren seine Gags aber auch vorhersehbar und allein auf den Bruch von Tabus gestützt. Besonders im sexuellen Bereich überzog er mehrfach bei seiner Suche nach der vergorenen Pointe.
Insgesamt aber servierte Bauer dem Publikum am Montagabend einen vergnüglichen Streifzug durch das Ehe- und Familienleben, durch Doppel- und Hotelbetten, durch Kinder- und Frauenzimmer. Mit zahlreichen Lachern und einer gehörigen Portion Applaus bedankten sich männliche wie weibliche Zuschauer am Schluss bei ihm für den – manchmal mit etwas schmierigem Öl versauten Spiegel, den er ihnen vorgehalten hatte.
Franz-Josef Hanke
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