22.08.2011 (bke)
Über seine Forschung zu den Ursachen von Gewalt sprach der Marburger Sozialpsychologe Prof. Dr. Ulrich Wagner im Landratsamt. Wort war der
Kreis-Präventionsrat zu einer weiteren Sitzung zusammengekommen.
Wagners Vortrag widmete sich den Ursachen von Gewalt insbesondere unter dem Aspekt der physischen Aggressionen durch junge Männer. Bereits in der Biologie der männlichen Täter und im Elternhaus seien auslösende Faktoren vorgegeben, die allerdings schwer zu therapieren seien.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Massengewalt-Phänomene in England bezeichnete Wagner als weitere - unmittelbar Gewalt gegen die Gesellschaft und Mitmenschen auslösende - Ursache die "Desintegration". Bei den "Randalierern" handele es sich um junge Menschen, die keine Zukunftsperspektive mehr sähen. Die Gesellschaft habe ihr Versprechen auf eine sichere Zukunft ihnen gegenüber nicht eingelöst.
Das gelte in erster Linie dann, wenn die Jugendlichen keine Berufsintegration erführen. Die Gewaltdarstellung in den Medien und der Gebrauch von Gewalt verherrlichenden Computerspielen erhöhen nach Wagners Forschungsergebnissen eindeutig die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher als Gewalttäter straffällig wird.
Wagner beschrieb diese Zusammenhänge ähnlich wie die von Rauchen und der Erkrankung an Lungenkrebs. Nicht jeder, der raucht, erkrankt daran. An diesen Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion der Teilnehmer an.
Schließlich erläuterte Roland Döhler als Geschäftsführer des Kreis-Präventionsrats die vielfältigen Aktivitäten der Kampagne "Gewalt Sehen Helfen". Dem gemeinsamen Präventionsrat des
Landkreises Marburg-Biedenkopf und der
Universitätsstadt Marburg gehören neben Landrat Robert Fischbach und Oberbürgermeister Egon Vaupel leitende Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gerichte, der Polizei, der Jugendgerichtshilfe, der
Philipps-Universität, des Staatlichen Schulamts, der Kirchen, des Frauenbüros des Landkreises, des Fachbereichs Ordnung und Verkehr des Kreises sowie anderer Initiativen und Institutionen als Mitglieder an.
Die Organisation sieht ihre vorrangige Aufgabe vor allem darin, Impulse zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung zu geben. Ziel des Präventionsrats ist die Steuerung und Entwicklung von Ansätzen zur Vorbeugung und Verhütung von Straftaten.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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