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Kunst in Variation


Poetry Slam auf der Flussbühne

20.08.2011 (bke)
"Poetry Slam kann alles sein", proklamierte Moderator Lars Ruppel am Freitag (19. August) auf der Flussbühne am Ufercafe. Neun "Slammer" aus verschiedenen deutschen Städten waren gekommen, um vor Publikum mit ihren Texten gegeneinander anzutreten.
Beim klassischen Poetry Slam tragen die diversen Teilnehmer ihre Texte vor. Eine vor Beginn ausgewählte Jury aus Zuschauern bewertet die Texte jeweils mit der Vergabe von einem bis 10 Punkten.
Die texte sind meist etwa fünf bis sieben Minuten lang. Inhalt und form sind dabei so gut wie nicht beschränkt.
Erzählungen, Gedichte, Erzählungen in Gedichtform oder Pamphlete sind ebenso möglich wie Träume, Tagebucheinträge oder eine e-Mail-Korrespondenz. Sie können lustig, melancholisch, kritisch, traurig, nachdenklich oder zynisch sein. Die Besten Beiträge glenzen gleich in mehreren Disziplinen.
Der beste Vortrag des Abends kam dann auch gleich zu Beginn vom Poetry-Slam-Urgestein Sebastian23. Sein gedicht über den Menschen und den Unterschied zwischen Glaube und Wissenschaft überzeugte gleich auf mehreren Ebenen.
Mit großer sprachlicher Raffinesse beschrieb er auf humoristische und nachdenkliche Weise zugleich, wie der Mensch die Welt und das Universum erklärt und die Kriege, die aus diesen Überzeugungen entstehen. Die eher zurückhaltende Bewertung der Jury kann man möglicherweise mit einer anfänglichen Unsicherheit erklären.
Ein Heimspiel hatte die Marburgerin Theresa Hahl. Sie ist hessische Poetry-Slam-Meisterin.
Mit einem eher lyrischen und nachdenklichen Text zu Politik und Demokratie konnte sie sich für das Finale qualifizieren. Sprachlich und inhaltlich war ihr Vortrag sehr sicher, konnte jedoch deutlich weniger mitreißen und begeistern als die Texte anderer Teilnehmer.
Als zweiter zog der gebürtige Afghane Sulaiman Masomi ins Finale ein. Er punktete mit einem großartig schwarzhumorigen Text über Integration.
Die Idee, mit den diversen Gegensätzen von ethnischen Gruppen zu spielen und sie zu persiflieren, ist nicht ganz neu. Ihm gelang ihre Umsetzung jedoch derart gut, dass der Finaleinzug hoch verdient war.
Im Finale wartete Hahl mit einem anspruchsvollen und gut ausgearbeiteten philosophischen Text auf. Wegen seiner Komplexität war dieser Beitrag jedoch eher schwer bekömmlich.
Masomi präsentierte einen Text zum Thema Frauenfeindlichkeit. Er funktionierte ähnlich wie sein erster Text, war jedoch um einiges Plumper.
Dennoch konnte er die - nun durch Beifall abstimmenden - Zuschauer überzeugen. Er war damit der Gewinner des Abends.
Die anderen Teilnehmer boten eine große Bandbreite von Texten zu den Themen älter Werden, Computerspiele, Küssen oder Klassentreffen. Die meisten überzeugten durch sprachlichen Witz und treffende Alltagsbeobachtungen.
Genauso zahlreich wie die Textformen und Themen der Teilnehmer an einem Poetry Slam sind jedoch die Zuschauer und ihre Meinungen über die Texte. Daher ist es kaum möglich, einen gültigen Maßstab oder eine Art Gebrauchsanweisung für "einen guten Text" zu ermitteln.
Bernd Kerseboom
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