13.08.2011 (jnl)
Ein voller Saal und volle Flure im
Arbeitsgericht Marburg zeigten ein letztes Mal den großen Zuspruch, den das dortige Kunstforum über viele Jahre hinweg genoss. Angesichts des traurigen Anlasses, dass die Ausstellungseröffnung am Freitag (12. August) die definitiv letzte sein wird, kam diesmal die Hälfte mehr an Besuchern als sonst.
Zum Abschied gab es einen Vortrag von Dr. Hans Gottlob Rühle, der keine Frage der langen - nun zu Ende gehenden - Geschichte dieser ganz besonderen Galerie offenließ. Sein Rückblick auf 23 Jahre war vom Tonfall des Stolzes auf das Geleistete ebenso getragen wie von der Melancholie des Abschiednehmens.
Zu Beginn im Jahr 1988 stand eine Ausstellung von jungen Hip-Hop-Sprayern aus Stadtallendorf. Damals nahm der Kunstforums-Verein sich vor, vor allem jungen - noch nicht arrivierten - Künstlern zur Durchsetzung zu verhelfen.
Die Konzeption indes passte sich den Zeitläuften stetig an. Mit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze etwa wurden zunächst vermehrt Künstler ostdeutscher Herkunft eingeladen.
Als bekannt wurde, wie schlecht es um das Überleben osteuropäischer und russischer Künstler in der Nach-Perestroika-Ära bestellt war, bot man auch ihnen Einstiege in den westlichen Markt. Insgesamt entfielen von 94 Ausstellungen allerdings rund die Hälfte auf regionale Künstler, führte Rühle aus. Hier entsteht durch die umstrittene Schließung des Arbeitsgerichts Marburg eine empfindliche Lücke.
Die Technik der Lautsprecherübertragung des Vortrags für jene, die nicht mehr in den Saal gepasst hatten, versagte leider ausgerechnet an diesem Tag. Ungefähr die Hälfte der Vernissagen-Gäste stand auf den Fluren. Die vielen Begegnungen und die - von der Betrachtung der Bilder angeregten - Gespräche machten diesen Lapsus indes mehr als wett.
Die Ausstellung bestand aus Bildern von rund 25 Künstlern, die in den Jahren zuvor eigene Ausstellungen gehabt hatten. Bis zu vier Werke von jedem wurden präsentiert.
Aussteller von Großformaten mussten sich - angesichts des begrenzten Platzes - mit weniger Bildern begnügen. Ein großer Teil der vertretenen Künstler war auch anwesend.
Die Bilder zeigten überwiegend eine hohe Qualität:. Manche wirkten wie ein Wiedersehen mit altenFreunden. Besondere Coups waren die Fotografie eines Blattes von Heike Heuser sowie ein paar Skulpturen von Antje Michael.
Trotz des traurigen Anlasses, die letzte Ausstellung präsentieren zu müssen, zeigte sich Mastermind Rühle im Gespräch wie beim Fotografieren wie gewohnt ungebrochen optimistisch.
Jürgen Neitzel
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