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Bürgernähe


Klimaschutz zum Mitmachen

11.08.2011 (bke)
"Was können wir denn selber tun", lautete die Eingangsfrage von Bürgermeister Dr. Franz Kahle bei der ersten öffentlichen Sitzung zum integrativen Klimaschutzkonzept der Stadt Marburg. Im Stadtverordneten-Sitzungssaal präsentierten die Verantwortlichen am Mittwoch (10. August) einen ersten Sachstandsbericht zum Klimaschutz in Marburg. Auch für Diskussions- und Fragebeiträge der zahlreichen interessierten Bürger gab es eine erste Gelegenheit.
Hintergrund der Veranstaltung war das integrative Klimaschutzkonzept der Stadt und der Klima- und Energieeffizienz-Agentur (KEEA). Geplant ist, bis zum Ende des Jahres 2011 unter Beteiligung der Bürger ein Konzept zu erstellen.
Das Konzept soll der Stadt dann in den nächsten Jahren als eine Art Leitfaden bei der Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes dienen. Mit Zwang und Regeln könne man jedoch nur wenig erreichen, meinte Kahle bei seiner Begrüßungsrede.
Deshalb sollen die Anforderungen und Vorstellungen der Bürger mit in die Planung des Konzepts einfließen. So wollen die Verantwortlichen zum Klimaschutz ermuntern, aber auch prüfen, welche Investitionen und Maßnahmen für Einzelhaushalte möglich und sinnvoll sind.
Die vier Themenschwerpunkte der Veranstaltung waren die Sonnenenergie, die Windkraft, Gebäudesanierung unter dem Gesichtspunkt des Denkmalschutzes und die nachhaltige Bildung. Mehrere Referenten gaben zunächst jeweils einen Überblick zu dem jeweiligen Thema und veranschaulichten ihre Erläuterungen anhand von Projekten aus dem Raum Marburg.
Zu jedem Themenschwerpunkt gab es auch jeweils eine - zumindest kurze - Gelegenheit zu Diskussion und Nachfrage. Jürgen Rausch vom städtischen Bauamt, Armin Raatz als stellvertretender Geschäftsführer der KEEA, Marion kühn als Klimaschutzbeauftragte und Kahle selbst standen für Nachfragen und Anregungen zur Verfügung.
Beim Thema Solarenergie stand das Marburger Solarkataster im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um ein Programm, dass es jedem Bürger ermöglicht, online zu prüfen, wie gut sein eigenes Haus für die Nutzung von Sonnenenergie geeignet ist.
Die komplexe Software greift dabei auf Geo-Daten und eine dreidimensionale Karte zurück. So lässt sich leicht ermitteln, welche Art von Solarenergie-Nutzung auf dem eigenen Haus möglich und sinnvoll ist.
Zumindest bei Verwendung von Photovoltaik-Anlagen lässt sich mit der Software sogar der wirtschaftliche Ertrag ermitteln. Bei Nutzung von Solarthermie ist das allerdings nicht möglich.
Das Verfahren der Solarthermie dient der Umwandlung von Sonnenenergie in Thermische Energie. Durch Nutzung dieser Technik kann ein Teil des eigenen Bedarfs an warmem Wasser und Heizungswärme gedeckt werden.
Die Heizkosten eines Haushalts lassen sich natürlich nur unzureichend voraussagen. Eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit ist deshalb eher im Einzelfall durchzuführen.
Auch die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GeWoBau) stellte ihre Bemühung im Bereich der Solarenergie vor. Sie bietet den Bürgern eine Investitionsmöglichkeit. Mit dem Geld der Bürger und der Stadt hat die GeWoBau bereits über 50 Solarenergie-Anlagen im Stadtgebiet errichtet.
Auch Technik und Verwendungsmöglichkeiten von Windrädern wurden genauer vorgestellt. Besonders im Blickpunkt stand dabei die Gemeinde Münchhausen. Sie ist nach der Errichtung zahlreicher Windkrafträder mittlerweile Energieautark.
Im Bezug auf Marburg ist jedoch der Denkmalschutz von ganz besonderer Bedeutung. Die Stadt liegt beim Energieverbrauch leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Dieser Umstand lässt sich mit der großen Anzahl denkmalgeschützter Gebäude erklären. Diese Häuser wurden zu einer Zeit errichtet, als an Zentralheizungen noch nicht zu denken war. Entsprechend schlecht sind sie isoliert.
Am Beispiel der ehemaligen Zootomie wurde dargestellt, wie ein denkmalgeschütztes Gebäude einerseits zwar nach außen hin erhalten, gleichzeitig jedoch effektiv isoliert werden kann. So konnte der Verbrauch von Heizöl auf ein Zwanzigstel gesenkt werden.
Das Thema Bildung kam zu Gunsten des Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Brasilien weitaus kürzer als geplant. Die Stadt blickt auf einige - ihrer Meinung nach - sehr erfolgreiche Projekte mit Marburger Schulen zurück.
Besonders in den Kindergärten könne man erfolgreich zum umweltbewussten Umgang mit Energie erziehen, erklärte Kahle auf Nachfrage. Der Lehrplan des Kultusministeriums erschwere das jedoch an Schulen. Dort könne man am ehesten durch Projekte und engagierte Lehrkräfte Einfluss auf die Bildung im Bereich Klimaschutz nehmen.
Bei der Veranstaltung handelte es sich tatsächlich eher um einen Sachstandsbericht. Welchen Einfluss die Bürger schlussendlich auf das Energiekonzept haben, lässt sich erst nach den geplanten Workshops am Freitag (16. September) sagen. Diese Workshops zu den vier Themen erneuerbare Energien, Gebäudesanierung, Bildung sowie Mobilität und Verkehr sollen sich intensiv mit den Vorschlägen und Bedürfnissen der Bürger auseinandersetzen. Weitere Informationen sowie Kontaktmöglichkeiten finden sich auch auf der Internetseite www.klimaschutz-marburg.de.
Bernd Kerseboom
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