05.08.2011 (jnl)
Mit romantischer Phantasie trumpfte die Premiere des ZAC-Sommervarietés auf. Am Donnerstag (4. August) öffnete das Event für insgesamt 14 Vorstellungen bis einschließlich Sonntag (21. August) seine Pforten im Kulturzentrum
Waggonhalle.
Artistik -das verbindende "A" in ZAC - ist wiederum stark vertreten. Die junge Chinesin Fei Wang aus Berlin beeindruckte mit Antipodistik. Das weißrussische "Duo Blind Date" verknüpfte artistisches Können mit einer urkomischen Comedy-Show.
John Thurano aus Dänemark brachte es fertig, aus Jonglage eine überaus interaktive Kooperation mit dem Publikum zu gestalten. Das Bayern-Duo Zyculus & Stefan Heim verblüfften mit einer Seifenblasenshow und zauberten lebende Tiere herbei.
Bürgermeister Dr. Franz Kahle begrüßte das Premierenpublikum mit einer kurzen Ansprache. Als Moderator ließ Horst Lohr alias "Zauberkünstler Juno" seinen beträchtlichen Charme spielen, um die Zuschauerränge auf maximalen Applaus einzustimmen.
Die zierliche chinesische Artistin Fei Wang jonglierte - auf einem Podest liegend - mit Händen und Füßen zugleich. Die Varieté-Preisträgerin der Koblenzer Stiftung Zukunft steigerte den Schwierigkeitsgrad dabei ins schier Staunenswerte. Optisch war das durchgehend eine Augenweide.
Über den Kampf der Geschlechter machte sich das Kiewer "Duo Blind Date" lustig. Konstantin Dementiev in der Rolle des schüchternen Einsamen traf auf eine wortlos schnippische Schöne. Die beiden trieben die Klischees hochkomisch auf die Spitze, bis man sich vor Lachen ausschütten mochte.
Der aus Alfons Schuhbecks Fernseh-Dinnershow "teatro" bekannte Zauberer "Zyculus" verblüffte ungemein damit, anscheinend aus dem Nichts Tauben und Kaninchen materialisieren zu lassen. Der Moderator unterstrich, dass dabei keine - für die Tiere fiesen - Tricks dahintersteckten.
Juno behauptete, er könne das mit den lebenden Tieren nicht. Später zeigte er, dass auch er - ohne Bauchredner zu sein - mit einem Tier eine beeindruckende Nummer auf die Bühne brachte.
Nach einer 20-minütigen Pause kam der Auftritt des Jongleur-Komikers John Thurano. Der ganz in weiß gekleidete Senior brachte mit einem pfiffigen Konzept die Teller auf Stäben zum Tanzen und das Publikum zum Mitmachen.
Der Musical-Darsteller Stefan Heim - von hochgewachsener Gestalt und sicher ein Frauenschwarm - bot ein paar Gesangsnummern, die eher ins Romantische als in die Comedy zielten. Schade war, dass er das Komödiantische nicht stärker ausspielte.
Zyculus formte bei seinem zweiten Auftritt riesige, schillernde Seifenblasen mit bloßen Händen. Gerade weil das ganz ohne weitere Requisiten auskam, beeindruckte die Vielseitigkeit und Schönheit seiner Show.
Höhepunkt des Abends waren die weiteren Auftritte des Duos aus der berühmten Kiewer Artistenschule. In einem aberwitzigen Leoparden-Kostüm plus rotledernen Stulpenstiefeln, Westerncolt-Halfter und Bullenspeitsche trat Svetlana Dementiev als Dompteuse ihres Ehemanns auf.
Artistische Kunststücke musste der arme Kerl vorführen. Auf einen mehrstöckigen Turm aus beweglichen Elementen galt es zu steigen und die Balance zu halten. Das war Rola-Rola-Kunst.
"Des Widerspenstigen Zähmung" kam ganz ohne Worte aus. Allein die Körpersprache ließ die Zuschauer Tränen lachen.
Musikalisch umrahmt wurde das Ganze in bewährter Manier von den "Jazzrobots". Die Musiker an Schlagzeug, Flügel, Kontrabass und Tenorsaxophon setzten immer wieder eigene Akzente. Vielleicht gelingt es in Zukunft, ihnen sogar eine verstärkt komödiantische Rolle zuzuweisen?
Nach rund zweieinhalb Stunden opulenter Unterhaltungskunst sah man überall nur zufriedene Gesichter. Das ZAC-Sommervarieté empfiehlt sich in der diesjährigen Besetzung verstärkt für Familien mit Kindern, für Romantiker und Tierfreunde, für alle Leute, die Humor und poetische Träume mögen.
Jürgen Neitzel
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