27.07.2011 (bke)
Der Hirschkäfer gehört zu den streng geschützten Arten. Mit bis zu acht Zentimetern Länge ist er die größte heimische Käferart.
Seine Larve entwickelt sich bevorzugt an abgestorbenem Holz von Eichen. Da solche Totholz-Vorkommen im Wirtschaftswald immer seltener werden, fehlt dem Käfer vielerorts geeigneter Lebensraum.
Deswegen hat der
Dienstleistungsbetrieb Marburg (DBM) im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde der
Universitätsstadt Marburg einen Hirschkäfermeiler am Dammelsberg errichtet. Das hat Bürgermeister Dr. Franz Kahle mitgeteilt.
Der Meiler besteht aus Abschnitten von Eichenstämmen und Starkästen, die pyramidenförmig in einer - etwa einen halben Meter tiefen - Bodengrube aufgestellt wurden. Die Zwischenräume der Holzabschnitte wurden mit Eichen-Sägemehl ausgefüllt.
Mit Hilfe von Pilzen zersetzt sich das Holz langsam. Somit wird es attraktiv für die Eiablage der Hirschkäfer.
Die Larve entwickelt sich über fünf bis acht Jahre im zersetzenden Holz, bis der erwachsene Käfer schlüpfen kann. Dabei ist die Anlage des Meilers am stärker besonnten Südhang zur Wärmeentwicklung von großer Bedeutung.
Als Schutz vor Wildschweinen wurde ein Zaun um den Meiler errichtet. Die Wildschweine graben die Larven gern aus und fressen sie anschließend.
Der Schlupf der Käfer erfolgt von Mai bis Juli. Sie sind auf sogenannte "Saft-Leckstellen" angewiesen.
Solche Stellen finden sich an alten Eichen, deren Rinde durch äußere Einflüsse - wie Blitzschlag oder Frostriss - "blutende" Stellen aufweist. An diesen Stellen treffen sich Männchen und Weibchen zur Nahrungsaufnahme und zur Paarung.
Als Ursachen für den Rückgang der Hirschkäfer wird in der Literatur in erster Linie der Einfluss der intensivierten Forstwirtschaft genannt. Besonders der Verlust von Altholzbeständen, eine frühere Holzernte, die Beseitigung von Totholz, der Anbau schnellwüchsiger Baumarten und der Umbau von Laub- in Nadelholzbestockung werden genannt. Ebenso spielen Verluste durch Wildschweine eine Rolle.
Die Anlage eines Hirschkäfermeilers als gezielte Artenschutzmaßnahme macht natürlich nur dann Sinn, wenn Hirschkäfervorkommen in einem Umkreis bis zu drei Kilometern bekannt sind. Am Dammelsberg befindet sich ein Schutzgebiet mit einem teilweise sehr alten Eichenbestand.
Unter anderem bietet es Lebensraum für eines der größten Hirschkäfervorkommen im Naturraum. Im Jahr 2011 sind bereits zahlreiche Käfer gesehen worden.
In Kooperation mit Hessen-Forst hat die Stadt außerdem eine Informationstafel errichtet. Sie informiert direkt neben dem Meiler über die Entwicklung des Hirschkäfers. Spaziergänger können beides am Rundweg an der Südseite des Dammelsbergs - oberhalb des Sandwegs - besichtigen.
pm: Stadt Marburg
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