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Rollende Reminiszenz


Der "Zug der Erinnerung“ hält am 20. Mai in Marburg

14.05.2008 (sts)
Der "Zug der Erinnerung“ wird am Dienstag (20. Mai) im Marburger Hauptbahnhof Halt machen. Von 9 bis 19 Uhr können Besucher die rollende Ausstellung über die Deportation europäischer Juden besuchen.
Diesen Plan haben Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD), der mittelhessische DGB-Vorsitzende Ernst Richter und der Marburger DGB-Organisationssekretär Dr. Ulf Immelt am Mittwoch (14. Mai) im Rathaus bekanntgegeben. Am Mittwoch (21. Mai) ist der Zug zudem im Hauptbahnhof Gießen zu sehen.
"Wir danken der Stadt und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf für die finanzielle Unterstützung zur Realisierung dieses Vorhabens“, sagte Richter. Die Stadt Marburg und der Landkreis hatten kurzfristig jeweils 1.000 Euro zur Verfügung gestellt, um die Kosten eines Aufenthalts von 3.500 Euro zu decken.
Die Reise des historischen Zugs begann im November 2007 in Frankfurt am Main. Nach einer 3.000 Kilometer langen Fahrt durch sieben Bundesländer erreichte er am 8. Mai 2008 die KZ-Gedenkstätte in Auschwitz. Bisher haben bereits 160.000 Menschen die Ausstellung besucht. Der Trägerverein "Zug der Erinnerung“ beschloss daher, auch auf der Rückfahrt nach Süddeutschland weitere Stationen einzurichten.
Der Schwerpunkt der Ausstellung in den zwei Waggons ist auf die Deportation hunderttausender jüdischer Kinder gerichtet. Durch den Fokus auf eine Gruppe von Opfern soll der jungen Generation die innerliche Identifizierung mit den Opfern der Shoa erleichtert werden. Anhand beispielhafter Biografien mit Fotos und Originaldokumenten werden die Deportationen erlebbar gemacht.
"Die ganze Brutalität und Organisation des Systems kommt zum Vorschein",“, meinte Immelt. Doch nicht nur den Opfern, sondern auch den Tätern werden Gesichter verliehen. In einem eigenen Ausstellungsbereich werden Mitarbeiter des Reichs-Verkehrsministeriums, Logistik-Planer der Reichsbahn und Mitglieder der SS vorgestellt.
Ziel der rollenden Ausstellung ist es aber auch, die Geschehnisse vor Ort näher zu beleuchten. Schulen und andere Organisationen sind dazu aufgerufen, die Deportationen im jeweiligen Heimatort nachzuvollziehen. Sämtliche Schulen des Landkreises und der Stadt sind zur Teilnahme und zum Besuch des Zuges aufgerufen.
"Trotz der kurzfristigen Planung hoffen wir, dass dieser Aufruf auf rege Zustimmung trifft“, erklärte Richter.
In den vergangenen Wochen hatte der "Zug der Erinnerung" immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die Deutsche Bahn AG (DBAG) hatte unter anderem in Berlin und Hamburg die Bahnhöfe für den Zug gesperrt, da die Rauch-Entwicklung der Dampflokomotive angeblich ein Sicherheitsrisiko darstelle. Zahlreiche Persönlichkeiten und Organisationen hatten heftig dagegen protestiert. Auch bei Trassen- und Stationspreisen sah sich die Deutsche Bahn außerstande, den Organisatoren entgegenzukommen.
"Die Deutsche Bahn steht symbolisch für die große Zurückhaltung vieler deutscher Konzerne, wenn es um das aktive Gedenken an die Geschehnisse von 1933 bis 1945 geht“, sagte Richter abschließend.
Stephan Sonntag
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