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Vorgeburtlich psychologisch


Beratungsstellen begleiten Pränataldiagnostik

06.07.2011 (fjh)
-Der "Runde Tisch Frauengesundheit im Landkreis Marburg-Biedenkopf" setzte sich bei seiner letzten Sitzung mit dem Thema Schwangerschaft und Geburt auseinander. Die Frauenbeauftragte Claudia Schäfer hatte als Geschäftsführerin Vertreterinnen der Schwangerenberatungsstellen aus der Stadt Marburg und dem Landkreis eingeladen. Der Runde Tisch will Frauen und Männer über die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten informieren, damit sie einen für sie passenden Umgang finden mit der Fülle an medizinischen Untersuchungen, die Schwangeren angeboten werden.
In diesem Zusammenhang berichtete die Beraterin Heike Zorn-Sauerborn von der Schwangeren- und Familienberatungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) über die Arbeit des - seit 2007 bestehenden - Arbeitskreises Pränatale Diagnostik, der sich mit vorgeburtlichen Untersuchungen beschäftigt. Mitglieder sind neben Vertreterinnen des SkF die Evangelische Schwangerenberatungsstelle im Philippshaus, pro familia Marburg, das Diakonische Werk Biedenkopf und Gladenbach sowie die Sexual- und Schwangerschaftsberatungsstelle LOK in Stadtallendorf.
Die Pränatalmedizin entwickelt zunehmend differenziertere Diagnosetechniken, mit denen immer mehr vorgeburtliche Erkrankungen und Fehlbildungen diagnostiziert werden können. Schwangere müssen entscheiden, ob sie diese Möglichkeiten für sich in Anspruch nehmen wollen.
Oftmals sehen sie sich dadurch unter Druck gesetzt: Sie wollen alles für das Kind und dessen Gesundheit tun und glauben, sich nicht gegen pränataldiagnostische Untersuchungen entscheiden zu können.
Nach dem Paragraphen 2 des Schwangerschafts-Konfliktgesetzes haben jede Frau und jeder Mann das Recht, sich in allen - eine Schwangerschaft unmittelbar oder mittelbar berührenden - Fragen von einer hierfür vorgesehenen Beratungsstelle beraten zu lassen. Hierzu gehören auch alle Fragen und Problembereiche im Zusammenhang mit vorgeburtlichen Untersuchungen.
Frauen beziehungsweise Paare können sich sowohl vor als auch während und nach Inanspruchnahme pränataler Untersuchungen an eine Schwangeren-Beratungsstelle wenden. Dort werden sie begleitet bei der Entscheidungsfindung für oder gegen eine mögliche Diagnostik, aber auch in der Wartezeit auf das Untersuchungsergebnis sowie bei der Klärung widerstreitender Gefühle und Gedanken angesichts einer möglicherweise zu erwartenden Behinderung des Kindes.
Aufgabe der psychosozialen Beratung ist auch die Unterstützung der Eltern, um Perspektiven mit dem Kind zu entwickeln. Außerdem vermitteln sie Kontakte zu Familien in ähnlichen Situationen oder helfen bei der Suche nach Selbsthilfegruppen, Frühförderstellen und anderen zuständigen Institutionen.
Heike Hanusch von der Sexual- und Schwangerschaftsberatungsstelle LOK in Stadtallendorf formuliert, was viele Beraterinnen bewegt: "Wir stellen - wie andere Fachstellen und Hebammen - fest, dass Schwangeren-Vorsorge und Geburtshilfe zunehmend von einer weitgehenden Technisierung beeinflusst sind. Somit erleben wir häufig, dass die Frauen nur wenig Zutrauen in ihre eigene Kraft und Bewältigungsfähigkeit entwickeln und Schwangerschaft als entfremdeter Prozess erlebt wird, der in die Hände von Ärztinnen und Ärzten gelegt werden muss. Dies beeinflusst von Anfang an die Art und Weise der Bindungsaufnahme zum Ungeborenen und später zum Säugling."
Das Anfang 2010 in Kraft getretene Gendiagnostikgesetz und das ebenfalls in 2010 erweiterte Schwangerschafts-Konfliktgesetz haben zum Ziel, die Beratung bei pränataldiagnostischen Untersuchungen und Befunden zu verbessern. Ärztinnen und Ärzte sind seitdem dazu verpflichtet, Schwangere auf die ergänzenden und vertiefenden Angebote der psychosozialen Beratung hinzuweisen.
Dieses Ziel verfolgt der Arbeitskreis "Pränatale Diagnostik? seit seiner Gründung. Mit der Entwicklung eines Einlegeblatts für die Mutterpässe, das die Angebote und Adressen der Schwangeren-Beratungsstellen in Stadt und Landkreis auflistet, wurden die niedergelassenen Frauenärzte, die Kliniken, das Geburtshaus und die freiberuflich tätigen Hebammen in Stadt und Landkreis über die Arbeit des Arbeitskreises und die Angebote der Beratungsstellen informiert.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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