27.06.2011 (jnl)
Mehrere Millionen Euro für die Forschung erhält die
Philipps-Universität. Die erneute Zusage über "LOEWE“-Fördergelder hat die Universitätsleitung am Montag (27. Juni) bekanntgemacht.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) hat am Montag (27. Juni) die Entscheidungen der vierten Staffel der Exzellenzinitiative "Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz" (LOEWE) bekanntgegeben. Mit ihrem Antrag für den Schwerpunkt "Fundierung linguistischer Basiskategorien“ war die Philipps-Universität hier erfolgreich. Ebenfalls gefördert wird der Schwerpunkt "Non-neuronale cholinerge Systeme“ unter Federführung der
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), an dem die Philipps-Universität beteiligt ist.
"Wir freuen uns, dass die Konzepte unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Anerkennung gefunden haben, und sind gespannt auf die Ergebnisse, die sie in den kommenden Jahren erzeugen werden“, erklärte Universitäts-Vizepräsident Prof. Dr. Frank Bremmer.
"„Das LOEWE-Förderprogramm hat die Forschungspotenziale der Philipps-Universität wesentlich gestärkt", hob Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause hervor. "Es unterstützt mit den heutigen Entscheidungen die nachhaltige Aufbauarbeit in Marburg, gerade auch in interdisziplinären Kooperationen in der Philipps-Universität und in Netzwerken mit anderen hessischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen.“
Der LOEWE-Schwerpunkt "Fundierung linguistischer Basiskategorien“ wird von den Marburger Professoren Dr. Jürgen Erich Schmidt vom Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas und Dr. Richard Wiese vom Institut für Germanistische Sprachwissenschaft geleitet. Von 2012 bis 2014 wird er mit rund drei Millionen Euro gefördert.
Er zielt auf Grundfragen der linguistischen Beschreibung und Theoriebildung ab. Kategorien, die in einer zentralen Humanwissenschaft den Status einer Basiskategorie für sich beanspruchen, müssen empirisch fundiert sein. Für die Sprachwissenschaft heißt das, dass sich direkte Reflexe dieser Kategorien in der Sprachverarbeitung beobachten lassen und dass diese Kategorien im Sprachwandel und in der Sprachvariation einen nachweisbaren Einfluss ausüben müssen.
Gleichzeitig müssen Basiskategorien Teil eines theoretisch fundierten Aussagengebäudes sein. Die empirische Fundierung einer exakten Sprachtheorie wird nach Einschätzung der beteiligten Forscher perspektivisch Anwendungsmöglichkeiten eröffnen: Das gelte sowohl für die technische Verarbeitung gesprochener Sprache in bisher nicht möglicher Qualität als auch für eine Entschlüsselung von Sprachinformation.
Bereits im Jahr 2010 waren die Sprachwissenschaften mit einem Antrag für einen Forschungsbau erfolgreich. Auf Empfehlung des Wissenschaftsrats soll er von Bund und Ländern errichtet werden.
Im - von der JLU koordinierten – LOEWE-Schwerpunkt "Non-neuronale cholinerge Systeme“, an dem außer der Philipps-Universität auch die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt beteiligt ist, geht es um Mechanismen der Aufrechterhaltung der Körperbarriere und -integrität, die bisher nur in Teilen verstanden sind. Acetylcholin ist Überträgerstoff im Nervensystem und als Signalmolekül in Bakterien, Einzellern, Pflanzen und vielen Säugerzellen außerhalb des Nervensystems vorhanden.
Insbesondere findet man es an Körperoberflächen und im Abwehrsystem "non-neuronales cholinerges System“). Störungen dieses Systems führen zu Erkrankungen.
Ziel des LOEWE-Schwerpunkts ist es, die molekularen und zellulären Komponenten dieses Regulationssystems unter gesunden und krankhaften Bedingungen zu entschlüsseln und daraus therapeutische Nutzungen zu ermöglichen. Die Spanne der relevanten Krankheitsbilder erstreckt sich über mehrere Organsysteme und reicht von der Haut – Neurodermitis, Blasen bildende Erkrankungen – über die Transplantatabstoßung bis zur häufig tödlich endenden Sepsis. Dieser Schwerpunkt wird von 2012 bis 2014 mit rund 3,7 Millionen Euro gefördert.
Außerdem hat das HMWK entschieden, dass die Schwerpunkte "Tumor und Entzündung“ und "Biomedizinische Technik – Bioengineering & Imaging (BioIM)“ eine Auslauffinanzierung erhalten. Diese beiden Projekte waren bereits in der ersten LOEWE-Staffel erfolgreich.
"Tumor und Entzündung“ unter der Leitung des Marburger Professors Dr. Rolf Müller vom Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung erhält bis 2012 rund 1,4 Millionen Euro. Das Forschungsinteresse gilt in erster Linie chronischen Entzündungsreaktionen während der Tumorentstehung und Progression.
Kooperative Netzwerkstrukturen zwischen Arbeitsgruppen aus verschiedenen Bereichen wurden in den vergangenen Jahren erfolgreich etabliert. Sie stellen die Rahmenbedingungen für eine exzellente Forschung auf einem hoch aktuellen interdisziplinären Arbeitsgebiet dar.
Rund 1,7 Millionen Euro wurden bis 2013 dem - von der Technischen Hochschule Mittelhessen koordinierten - Schwerpunkt "Biomedizinische Technik – Bioengineering & Imaging" (BioIM) zugesprochen, an dem die Philipps-Universität ebenfalls beteiligt ist. Schwerpunkte in der Forschung sind hier die Standardisierung der Herstellung, die Prozesskontrolle, eine Optimierung von Zellkultivierungssystemen sowie die Entwicklung von zulassungsgerechten nano- und mikropartikulären Transportsystemen.
Mit der aktuellen Entscheidung hat das HMWK nach Auffassung der Universitätsleitung "in einem strengen Wettbewerb die herausragende Qualität der bisherigen Arbeiten in diesen LOEWE-Schwerpunkten und die Erfolgsaussichten für die laufenden Forschungen gewürdigt". Aus dem Schwerpunkt "Tumor und Entzündung“ ist unter anderem bereits ein erfolgreicher Antrag für ein Forschungsgebäude hervorgegangen, das seit einigen Wochen auf den Lahnbergen errichtet wird.
pm: Philipps-Universität Marburg
Text 5825 groß anzeigenwww.marburgnews.de