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Bombastisch


Carmina Burana bewegten Besucher

22.06.2011 (fjh)
Begeistert hat Carl Orffs Komposition "Carmina Burana" am Dienstag (21. Juni) das Publikum in der Stadthalle. Vor der Aufführung der vertonten Liedsammlung spielte das Orchester "Sinfonia Silesia" aus Kattowitz die Ouvertüre zu "Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Mit dieser Zusammenstellung hatte der Marburger Konzertchor als Veranstalter nicht nur musikalisches, sondern auch politisches Geschick bewiesen. Schließlich ist Orff wegen einer Gegenkomposition gegen gerade dieses Werk des jüdischen Komponisten während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Vergangenheit kritisiert worden.
Eindrucksvoll eröffnete das polnische Orchester unter dem Dirigat von Prof. Siegfried Heinrich den Abend mit der feinfühligen Ouvertüre Mendelssohn Bartholdys. Gekonnt arbeiteten die Musiker die sensible Empfindsamkeit ebenso heraus wie die starke Kraft der Komposition.
Nach dieser gelungenen Eröffnung traten dann die Sängerinnen und Sänger des Marburger Konzertchors von ihren Bänken im Hintergrund der Bühne zum Orchester hinzu. Aus dem Saal begaben sich die drei Gesangssolisten des Abends nach vorne.
Bombastisch drang dann der Eröffnungschor durch die gesamte Stadthalle. Als danach die Trink- und Liebeslider, Dorftänze und Gesänge über die Genüsse des Lebens auf Texte aus dem 13. Jahrhundert ertönten, war das Publikum in der voll besetzten Stadthalle dieser Darbietung erlegen.
Die "moderne" Kompositionsweise der frühen 30er Jahre und seine eigene typische Instrumentierung hat Orff bei den "Carmina Burana" mit viel Rhythmus und sehr eingängigen Melodien zu einer harmonischen Einheit verbunden. Sehr laute und durchaus leisere Tonfolgen hat er mit langsameren Passagen sowie immer schneller werdenden Rhythmen zu einem wirklich bewegenden Ganzen verknüpft.
All das brachten Orchester, Chor und Solisten sehr gut zu Gehör. Die stimmige Darbietung lebte vom passgenauen Zusammenwirken aller Beteiligten.
Mit seiner schönen Tenorstimme begeisterte Christoph Waltle. Besonders gelungen war ein Klagegesang über die verschmähte Liebe zu einer Frau, den Thomas Gropper mit hervorragendem Witz geradezu kongenial parodierte. Auch begeistete sein wunderbar warmer Bass. Technische Perfektion präsentierte die Sopranistin Amber Opheim, die allerdings die wohl schwierigste Partitur mit manchem schrillen Ton bewältigte.
Bei einem Lied über die "Jugend" gesellte sich der Kinderchor des Gymnasium Philippinum zu den anderen Sangeskünstlern hinzu. So standen wohl 130 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne, die dem 1937 uraufgeführten Werk stimmgewaltig Ausdruck verliehen.
Nach knapp 100 Minuten endete das Konzert mit minutenlangem begeisterten Applaus der Konzertbesucher. Darunter waren durchaus auch etliche jüngere Leute.
Sein fortgeschrittenes Alter merkte man dem Dirigenten auch kaum an. Mit großem Einsatz leitete Heinrich diese großartige Darbietung der weltlichen Kantate von Orff.
Die Marburger Darbietung konnte uneingeschränkt überzeugen. Man möchte Heinrich – und damit vor allem seinem Publikum – noch viele Jahre solch grandioser Schaffenskraft wünschen.
Franz-Josef Hanke
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