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Aufstiegs-Geschichte


Birgit Vanderbeke stellte ihren neuen Roman vor

21.06.2011 (jnl)
Die Schriftstellerin Birgit Vanderbeke ist in Marburg bestens bekannt. Zu ihrer sechsten Aurorenlesung am Montag (20. Juni) im Technologie- und TagungsZentrum (TTZ) war das Veranstaltungs-Foyer knackevoll.
Der von ihr vorgestellte neue Roman heißt "Das lässt sich ändern". Und so geschichtsoptimistisch, wie schon der Titel klingt, ist die Erzählung auch angelegt.
Eine junge Frau aus den vorgeblich "besseren Kreisen" bricht aus der Konvention aus und heiratet einen Mann aus dem Kellergeschoss der Gesellschaft. Sie ist die Ich-Erzählerin der Geschichte, deren Hauptfigur aber eigentlich ihr Mann Adam Czupek ist.
Obwohl dieser Spross einer kinderreichen Familie kaum schulische Bildung bekam, erweist er sich als hochintelligent. Er ist zwar arm an Geld, aber ungemein praktisch und handwerklich veranlagt.
"Er ist ein Mensch, der keine Probleme kennt, sondern nur Lösungen." Diesen typisch Vanderbekeschen Satz darf man sich auf der Zunge zergehen lassen. Möchte man etwa auch so jemand sein?
Die Geschichte dieses ungewöhnlichen Ehepaars aus Frankfurt am Main nimmt eine enorme Wendung, als die beiden die Chance nutzen, in einer Kleinstadt völlig neu anzufangen. Die Quitten auf dem Buchumschlag verweisen auf eine Streuobstwiese, die im Buch eine besondere Rolle spielt.
Vanderbekes Lesung beschränkte sich auf Auszüge aus den ersten vier Kapiteln. Natürlich verriet sie den Ausgang der Geschichte nicht. Sehr ansprechend stimmlich moduliert, kam die Ironie und Menschenfreundlichkeit ihrer Schilderungen gut herüber.
In der Fragerunde bestätigte die Autorin, dass sie weiterhin in Südfrankreich wohne. Da sie in ihrer Muttersprache und daher meist für ein deutsches Publikum schreibe, sei der Spielort jetzt wiedermal in Deutschland angesiedelt.
Adam sei übrigens eine ihrer persönlichen Lieblingsfiguren. Die Beschäftigung mit ihm habe sie vor zwei Jahren über die Erschütterungen der Banken- und Wirtschaftskrise hinweg begleitet und wieder positiv gestimmt.
Vanderbeke bestätigte einem Frager, dass eine innere Ähnlichkeit ihres neuen Buchs zu den Inhalten und Gestalten aus ihrem Roman "Geld oder Leben" von 2003 bestehe. Natürlich ist es kein zweiter Aufguss, sondern eine originelle, neue Geschichte.
Damals habe man ihr übrigens von den Kritikern her schwer angekreidet, dass sie so klar Stellung bezogen habe gegen die Pseudo-Sicherheit des "Geld Habens". Als dann die gravierende Krise 2008 herauskam, so merkte Vanderbeke an, habe sie sich voll bestätigt gefunden. Auch die Journalisten schrieben plötzlich - ganz kleinlaut geworden - man müsse jetzt wieder Vertrauen gewinnen zum Geld.
Das sei gerade so, als wenn Geld Geborgenheit geben könnte. Doch die finde man nur in lebendigen, persönlichen Beziehungen.
Beim Lesen von Vanderbekes Büchern wird man in unnachahmlichem Tonfall und Stil immer auf die vermeintlich "altmodischen" inneren Werte des Alltagslebens verwiesen. Die ein wenig erschöpft und mitgenommen wirkende Schriftstellerin - Marburg war die letzte Station ihrer diesjährigen Lesereise - bekam von ihren zahlreich versammelten Lesern einen starken Beifall mit auf den Weg.
Jürgen Neitzel
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